Heute ist schon Freitag… ich muss also mal schnell den Mittwoch, den Donnerstag und heute nachschreiben. Das ist gar nicht so einfach – Hochleistungstourismus mit grosser Erlebnisdichte, dann das Ganze auch noch aufschreiben, Bilder einfügen und dabei zufriedene Freunde und eine zufriedene Frau haben. Ich habe die Drei jetzt erst mal an das Wasserloch in ein paar Kilometer Entfernung gehen lassen, damit die hoffentlich dort ausreichend Tiere sehen können und ich hier in Ruhe schreiben kann.
Im Gehen haben sie mir noch aufgetragen (als ob ich das vergessen könnte :-)), Pia, alles Gute zum Geburtstag und von uns allen einen dicken Kuss zu senden. PIAAAAA: KUSSSS!
Mittwoch:
Wir frühstücken gewohnt zeitig und brechen dann unverzüglich von der Büllsport-Farm auf. Der Weg nach Sossusvlei ist kurz – vielleicht 120km …. aber wir wollen heute schon noch mal in die Dünen fahren. Ich selbst habe nur ungenaue Vorstellungen, wie das ablauftechnisch alles zusammenhängt, weil Bärbel und Ina die Hauptlast der Planung auf ihren Schultern tragen und ich quasi gemeinsam mit Achim hinterhertrabe. Das ist aber sehr angenehm – außerdem kommt es unterwegs sowieso immer noch mal anders.
In diesem Fall ist es ein Hinweisschild, wo 10km abseits unserer Route Namibias erster und einziger Weinbauer residieren soll. Wollen wir sehen.
Vorher sehen wir noch so einen sagenhaften Straßenhobel, der die Gravelroad planiert.
Wir biegen also zu dem Weinbauern ab. Wie mag das in diesem wasserarmen Land mit Weinbau funktionieren? Es gibt ja kaum genügend Wasser, um 500 Rinder auf 300 Quadratkilometer zu versorgen. Das muss man mal sacken lassen. Land ist hier ohne Wasser quasi nix wert. Als ich bei Ababis davon schrieb, dass sich der Schwiegervater die 350 Quadratkilometer einfach nur so „zum Jagen“ gekauft hat, habe ich noch gedacht: was für ein Snob. Inzwischen wissen wir zwar immer noch nicht genau, was der Mann Ende der 1980er für das Land bezahlt hat, wissen aber, dass es ziemlich sicher sehr viel weniger als eine 50 Quadratmeter Eigentumswohnung in Dresden gekostet hat.
Ja – und nun baut hier ein Verrückter Wein an?
Naja – erstens ist es nicht wirklich viel Wein und zweitens offensichtlich aus Verrücktheit und dem Bedürfnis heraus, es jemandem zu beweisen entstanden. Der Ur-Weinbauer hat auch schon das Handtuch geworfen und seit drei Jahren gehört das Weingut vier Holländern aus Windhoek. Die bauen jetzt noch eine Sorte Wein an und verkaufen aber zehn Sorten, von denen sie behaupten es sei ein „Verschnitt mit Südafrikanischen Weinen ….. tolle Idee und die Touris kommen in Scharen …. wir ja auch
![Wein1](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/wein1.jpg?w=407&h=272)
![Tropfschlauch](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/tropfschlauch.jpg?w=279&h=417)
Der Weinanbau ist eigentlich simpel: Man stellt in die Namibische Steppe ein Feld voller Pfosten zum Ranken und legt eine Matrix von Tropfschläuchen. Das Wasser kommt per Windkraft und/oder Elektrizität und dem schon bekannten Luftpumpenprinzip aus einem 40m tiefen Brunnen. Und dann wächst da eben Wein. Der Boden ist zwar nicht besonders gut (sehr kalkhaltig) aber dafür gibt es genügend Sonne.
Wir bestehen darauf, unbedingt unverschnittenen Wein zu kosten. Ja, das ist Rotwein, lohnt aber leider die Mühe nicht. Wir nehmen aus Mitleid für 23,00 EUR eine Flasche mit, verzichten aber auf die eindringlich angebotene „Große Verkostung“.
Auch dem kostenpflichtigen Rundgang entziehen wir uns – nicht zuletzt wegen dem absolut unverständlichen Englisch der potentiellen Führerin/Kellnerin
Weiter geht es zum Sossusvlei. Ih schreibe jetzt mal gleich, was ich inzwischen weiss, bei der Anreise aber noch nicht wusste. Ein VLEI ist holländisch für eine zeitweise von Wasser geflutete Fläche. Hier passiert das so: Die Namibwüste besteht aus Erosionssand, der über Jahrtausende durch den Wind im Küstenstreifen verteilt wurde und dort die markanten rotblonden Dünenlandschaften zusammenwehten. Jedes Jahr zur Regenzeit stürzten die Flüsse aus dem nahen Naukluftgebirge in Richtung Meer und schlugen dabei eine Schneise in diese Dünen. Irgendwann siegten die Dünen und die Flüsse erreichten das Meer nicht mehr. Sie bildeten riesige Wasserflächen, die dann immer in der Trockenzeit wieder verdunsteten. So bildete sich von Sesriem (Eingang des Sossusvlei) in Richtung Meer ein ca. zwei Kilometer breites und sechzig Kilometer langes Tal, welches von bis zu dreihundert Meter hohen Dünen eingefasst ist. Höhere Dünen gibt es wohl nur noch irgendwo in China.
Durch das Tal führt eine asphaltierte Straße. Am Ende des Tals gibt es dann einige kleinere Vleis. Die erreicht man dann teilweise noch über eine Sandpiste, die nur noch Offroader befahren dürfen. Auf die Dünen kann man dann raufkraxeln – doch dazu später mehr.
Wir kommen am Gate in Sesriem an. Dort notiert ein Afrikanerlein, der sich leider keine Autonummern merken kann unsere Nummern und Namen in einer langen Liste. Das läuft so: vorn Nummer kucken, ersten Buchstaben merken, zu Seite gehen, uns streng ansehen, den ersten Buchstaben aufschreiben, wieder vor, den zweiten Buchstaben….. dann die Zahlen….. Bürokratie funktioniert über alle kulturellen Grenzen hinweg ähnlich.
Nach zehn Minuten können wir einfahren. Wir kaufen die Eintrittskarte – hier als Permit getarnt. Dann fahren wir in unsere Lodge. Innerhalb des gesamten Gebiets gibt es eine einzige Lodge (Sossus Dune Lodge) mit gefühlt 15….20 Bungalows. Sie liegt fast am Eingang des Tales.
Jeder Besucher des Parks darf (eigentlich) erst mit Sonnenaufgang (ca. 7:00) in den Park und muss ihn spätestens mit Sonnenuntergang verlassen. …..außer die Gäste dieser Lodge. Die Lodge ist entsprechend schon viele Jahre im Voraus ausgebucht und zählt auch durchaus zu den monetären Höhepunkten unserer Reise.
Wir checken ein, machen eine kurze Rast und brechen dann in Richtung Dünen auf. Der Erklär-Afrikaner im Hotel hat gesagt, wir sollen am Besten erst mal ganz hinter zum Sossusvlei zu berühmtesten aller Dünen („big Mama“) fahren und dann den Sonnenuntergang an der Düne 45 (liegt am km 45 von Sesriem aus gemessen) anschauen. So machen wir es auch.
![Sandweg zum Sossusvlei](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/sandweg_zum_sossusvlei.jpg?w=500&h=334)
Trotz Asphalt darf man nur 60 Stundenkilometer fahren …. das zieht sich ganz schön. Am Ende kommt ein normaler PKW-Parkplatz wo alle aussteigen müssen, die kein Allrad haben. Wir haben aber und dürfen uns weitere 5 Kilometer durch den Sand wühlen. Am Ende kommt ein schattiger Sandplatz mit erstaunlich grünen Bäumen… grüner als alles, was wir bislang in Namibia sahen … so hatte ich mir Wüste eigentlich nicht vorgestellt.
Wir balancieren auf dem Grat der „Big Mama“ nach oben. Durch den starken Wind ist es keineswegs einfach, sich oben zu halten. Ina, die solche „Gratwanderungen“ nicht mag, wählt irgendwann eine Alternativroute. Als wir es alle geschafft haben, rutschen wir den Sandhaufen wieder runter. Obwohl das recht steil ist, kommt man nicht wirklich ins Gleiten. Ich habe mir todesmutig die steilste Passage ausgesucht und muss trotzdem immer wieder nachhelfen um nicht wie ein Drops im Sand steckenzubleiben.
![BigMama](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/bigmama.jpg?w=334&h=500)
![Gipfel](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/gipfel.jpg?w=344&h=243)
![Sossusvlei](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/sossusvlei.jpg?w=351&h=234)
![(null)](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/null1.jpg?w=351&h=234)
Wir wühlen uns durch den Sand zurück und eilen zur Düne 45 für den Sonnenuntergang. Den ganzen Tag über war der obligatorische blaue Himmel. Als wir an der Düne 45 ankommen, ist noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Sonnenuntergang. Ein Sonnenuntergang ohne Sonne ist aber ziemlich doof … Die Afrikaner haben die Sonnen mit einer dichten Wolkendecke verborgen. Wir knipsen trotzdem die Speicherkarten voll. Im letzten Augenblick reissen die Wolken in Richtung Sonne doch noch auf …. Wir sehen wie sie „einditscht“. Leider habe ich diese Kitschbilder nur auf der Festplatte und nicht im iPad…..aber hat jeder schon oft auf irgendwelchen Hochglanzfotos gesehen …. Riesengroße rote Sonne, im Vordergrund ein kahler Baum und dahinter die riesigen Sanddünen – fein gemacht, lieber Schöpfer!
Anschließend zurück in die Lodge. Die Bungalows sind schon echt toll gemacht. Jeder hat eine Terrasse, von der man die Unendlichkeit der Sanddünen bewundern kann, innen durchaus aufwändig, aber mit namibischen Gimicks durchsetzt …. der Kühlschrank hat zum Beispiel eisgekühltes Wasser ….. untrinkbar, weil zum Block gefroren. Der Strom ist sauber in Bodentanks verlegt. Von dort führen aber abenteuerliche Strippen und Verteiler durch den Raum. Ich will gar nicht meckern – es fällt mir aber auf ….und ist eine von mir schon öfters beobachtete Macke von „Designhotels“ ….auch in Europa….. Form verhindert Funktion!
Donnnerstag:
Wir stehen 5:00 Uhr auf, Duschen, packen und lassen die gepackten Taschen im Zimmer. Wir bekommen einen Kaffee, ohne jede Gefahr einer Koffeinvergiftung – Kaffee Zero sozusagen – Null Koffein, Null Geschmack…..
Wir brechen gemeinsam mit allen anderen Bewohnern in Richtung BigDaddy auf …. das ist eine große Düne links des Sandwegs zur BigMama. Dort soll der Sonnenaufgang besonders eindrucksvoll sein. Das haben die Leute im Hotel natürlich nicht nur uns erzählt. Also haben ein Sammeltransport mit 12 Leuten in einem Allradsprinter mit einer Art Papamobilaufbau und weitere 4 bis 5 Autos das gleiche Ziel. An der Düne kommen wir als letzte an, weil alle anderen wie besengt losrennen.
Vorerst bleibt der Grund hierfür im Dunklen ….. ich vermute, es ist die Angst, den Sonnenaufgang zu verpassen. Wir gelangen nur mit knapper Not rechtzeitig auf den Kamm der Düne und ich geniesse japsend das Schauspiel. Das ist schon sehr beeindruckend.
![Sonnenaufgang](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/sonnenaufgang.jpg?w=500&h=334)
Wir betrachten gemeinsam mit allen anderen erstaunlich einträchtig und leise, wie die Sonne ziemlich schnell beachtlich hoch steigt. Dann setzt ein Wettbewerb um ein Fotostück unberührten Dünenkamms ein. Natürlich will jeder ein Foto von sich, wie er auf dem Dünenkamm steht und möglichst hinter ihm keine Spurren auf dem Kamm sind. Außerdem ist der unberührte Kamm selbst ein lohnendes Motiv. Einige sind echt mit schwerster Ausrüstung angerückt. Es ist ein lustiger Widerspruch zwischen den realen Tatsachen – nämlich das wir zu zwanzigst auf diesem Dünenkamm umeinander herumlavieren und dem Bemühen aller, in diesem Gewusel Fotos mit dem Eindruck größtmöglicher Einsamkeit zu schießen. Irgendwann hat aber jeder sein Fotos und es entsteht ein Zeitraum von villeicht 30 Minuten, wo man einfach nur sitzen und ![running1](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/running1.jpg?w=387&h=243)
schauen kann — dann kommen die Tourischaren, die am Gate auf den frühestmöglichen Einlass gewartet haben. Wobei nicht zu verstehen ist, warum die unbedingt so zeitig rein wollen. Der Sonnenaufgang ist doch nun eh´vorbei. Ich
möchte jedem, der hier herfährt empfehlen, wenn möglich eine Nacht in der DuneLodge zu verbringen.Wenn das nicht möglich ist, sollte man sich Zeit lassen und lieber erst etwas später reinfahren. So gegen Mittag leert sich das Tal zügig. Freilich wird es dann heiß – aber es ist dann trotzdem viel schöner. Bei uns war es eigentlich auch Mittags gut auszuhalten. Es geht immer ein Wind.
Als wir genug geschaut haben, nutzen wir unsere Erfahrungen vom Vortag und fotografieren gegenseitig, wie wir die Dünen herunterrennen.![bärbel](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/bc3a4rbel.jpg?w=295&h=197)
Der Abstieg führt in das „Dead Vlei“ …… Eine Typische weiße aufgerissene Vlei-Kruste – allerdings mit sehr vielen malerischen Baumleichen . Unten leeren wir erst mal die Schuhe …. ich summe den Schlager von (vermutlich) Brit Kersten (… ich hatte Sand im Schuh und blieb stehn – da kamst Du vorbei….). Wir machen wieder reichlich Fotos von der malerischen Kulisse
![DeadVlei](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/deadvlei.jpg?w=708&h=159)
Wir fahren noch mal zur BigMama und frühstücken dort im Schatten der Bäume….
![Frühstück](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/frc3bchstc3bcck.jpg?w=379&h=253)
Anschließend wandern wir in die Dünen in Richtung Atlantik. Alles wirklich sehr schön und ausser für Sandallergiker sehr zu empfehlen.
Rückfahrt über Düne 45 – nun ist das Tal schon wieder fast leer. Noch ein Ausflug in den Canyon am Eingang des Tales in Sesriem. Der Fluss hat sich dort tief eingegraben. Der Canyon gab Sesriem den Namen …. er ist „sechs Riemen (alte Masseinheit) tief“.
Anschliessend Raus aus dem Tal und 40km in die Little Sosssus Lodge. Die haben wir eigentlich gebucht, weil wir nicht wie gewünscht für 2 … 3 Nächte in die Dune Lodge konnten.
Heute,, am Freitag waren wir nur ein wenig wandern entlang eines Flusses, der – hier ganz ungewöhnlich – ganzjährigg Wasser führt. Entsprechend viel Vegetation, Affen und Vögel. Die AAffen haben wir nur in der Ferne gesehen …. da hatt Bärbel eben ersatzweise frische Affenkacke fotografiert. Und ich habe fotografiert, wie sie frische Affenkacke fotografiert. man muss sich nur zu helfen wissen.
Morgen geht es nach Swakopmund – dann kommt eine weiter internetfreier Teil, so dass ich möglicherweise erst in einiger Zeit ein Update online stellen kann. Wir werden sehen.
Ein herzliches Prost noch mal an Pia!![Prost](https://bernieswelt.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/09/prost.jpg?w=212&h=308)