1104 Löwen, Löwen und Löwinnen….

…. und Löwen

Das Ganze beginnt wie bereits erwähnt mit lautem Löwengebrüll gegen 04:00 welches offensichtlich alle ausser mir gehört haben.

Ina hat wohl schnell mal alle Türen und Fenster kontrolliert sagt sie. Wenn ich bedenke, dass Löwen Raub-KATZEN sind und ich an Pias Garfield-Kater denke, der sogar den Kühlschrank alleine auf bekam …. und Türen sowieso, dann kann ich das schon verstehen.

Andererseits…. aber davon später.

Wir werden 05:00 Uhr geweckt und fahren kurz vor Sechs mit dem Safarijeep der Lodge in den Sonnenaufgang. Wir – das sind Müllers, der Lodge-Chef und einer seiner Angestellten vom Stamme der San (das sind die kleine drahtigen Schwarzen mit den entzückenden Klicklauten, die eigentlich irgendwann aus Zentralafrika in Richtung Süden gewandert sind und dann dort in der Savanne heimisch geworden sind).

Der San sitzt auf einem Ausguck auf der Stoßstange und zeigt immer bedeutsam auf Spuren im Sand. Die Mission lautet: wir wollen den Löwen finden, der diese Nacht gebrüllt hat. Es wird über weite Strecken zur skurrilsten Pirschfahrt, die ich je mitmachen durfte.

Immer wieder werden wir von Beiden lange (manchmal fast zehn Minuten) allein gelassen, damit sie gemeinsam die Spuren lesen können.

Das Ganze zieht sich lange hin – irgendwann biegt die Spur vom Feldweg ab und der Chef walzt mit dem Landcruiser mit ohrenbetäubendem Krachen die ganze Savanne platt. Ich habe davon ein Video gedreht, weil man es sonst wirklich nicht glauben möchte. Ausgewachsene 2m hohe Sträucher (meistens vertrocknet und dornig) …. einfach drüber.

Er erzählt, dass er Stahleinlagen in den Reifen hat – denen machen Dornen nichts aus. Man muss schon auch ganz schön aufpassen, dass man von den aufschwuppenden Büschen nicht die Dornen ins Gesicht bekommt.

Nach reichlich drei Studenten aufreibender Spurensuche finden wir eine Löwenfamilie:

Drei alte Weibchen mit einer ganzen Reihe halbwüchsigem und z.T. auch noch richtig kleinem (8 Monate) Nachwuchs. Der mähnige Gebieter der Herde ist nicht dabei. Löwenmännchen brauchen um die 6 Jahre bis Ihnen eine Mähne wächst. Dann spielen sie so ungefähr 4 Jahre den „Macker“ und werden dann meistens von einem jüngeren Löwen gemeuchelt oder zumindest weggejagt. Die Weiber hingegen werden bis zu 20 Jahre alt. Ungerechte Welt! Die ganze Gruppe ist dem Ranger bestens bekannt und sie kennen auch ihn ….. sie kennen ihn so gut, dass ein Weibchen (die mit den drei achtmonatigen) ihre Babies unbeschützt liegen lässt und ein wenig streuseln geht, während wir in ungefähr 5 m Entfernung stehen und zuschauen. Was sind die kleinen SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜSSSSS. Och och och ….

Wir bleiben ganz lange dort, beobachten….. und erfahren sehr viel Interessantes über die Kalahari-Löwen:

Sie sind bis zu 50 kg schwerer als ihre Artgenossen im Okavango-Delta. Sie leben nur in kleinen Gruppen, …..weil sie so riesig sind und entsprechend viel fressen (ca. 50 kg pro erwachsenem Tier!) ….das führt dazu, dass ein Kudu (z.B.), der um die 250 kg wiegt eben nur eine kleine Löwengruppe ernähren kann. Anders die Löwen im Delta: kleiner, flinker und spezialisiert. Einige haben gelernt Elefanten oder Rhinos zu erlegen – dies Löwenherden sind dann auch mal dreissig Tiere stark.

Ich frage, was passiert, wenn ich aussteige und auf die Gruppe zugehe: …..sie werden ganz sicher fliehen sagt der Cheffe. Sie haben mindestens soviel Angst vor uns wie wir vor denen. Wenn der Löwe auf Dich zuspringt: stehnbleiben, Anschauen, Arme ausbreiten und laut brüllen …… hilft immer sagt er. Ich denke mir: diejenigen, bei denen das nicht geklappt hat, können uns das wahrscheinlich nicht erzählen.

Heute Abend fahren wir dann (ohne Löwenpirsch) einfach Tiere gucken

Die Lodge (Deception Valley) ist übrigens ungewöhnlich schön….verstreute Bungalows mit ganz viel Platz und Terrassenblick auf die Savanne mit den Tieren…alles sehr ordentlich und irgendwie „kolonial“….. goldene Wasserhähne, merkwürdig geschwungene Badewanne, Aussendusche ….gebrauchter Charme….ganz mein Geschmack

Die Abendtour ist auch sehr schön. Der Farmer kann sehr interessant erklären und ich frage ihm Löcher in den Bauch….

Die Melone, die wir vormittags in einem Dornenbusch geerntet haben (wir heisst: der San….ich wäre selbst mit Handschuhen zur Unkenntlichkeit zerkratzt worden…die Melone wurde nur deswegen nicht schon von Tieren gefressen, weil sie eben mitten in dem Busch wuchs)….also jedenfalls wir schlachten nun die Melone mit grossem Trara….leider bitter.

Wir begegnen einer Schildkröte, die wohl noch jung ist (handgross….“fully grown“ werden sie wohl so gross wie ein grosser Kürbis) ….der Cheffe schaut nach, ob es ein Männchen ist . Woran erkennt man das? Weibchen haben unten eine platte Bauchfläche….und die Männchen haben einen längs nach innen gewölbten Bauchpanzer….wozu? Freunde, ich bitte um Vorschläge. 🙂

Die Schildkröten werden übrigens gern von den San als Delikatesse auf den Rücken im Feuer gegrillt….Kröte als eigener Kochtopf…sehr praktisch

Der San zeigt uns auch noch, wie man mit vertrockneten Melonen kleine Vögel fängt….sehr lustig.

Wir sehen im Busch noch eine einsame traurige Löwin. Der Cheffe erzählt, dass sie im Kampf schwer verletzt wurde, als sie ein Jahr alt war und sie dachten, dass sie stirbt.

Nun ist sie vier Jahre alt und ganz langsam genesen….sie glauben, dass der Macker sie dieses Jahr schwängern wird….vielleicht wird sie dann fröhlicher….

Bilder: https://1drv.ms/f/s!AtXp65LkejWliottqJb4vJjrUCdYWA

19 ….wieder daheim

Die Heimreise war unspektakulär. Unseren letzten Tag in der Okambara Lodge haben wir exakt wie geplant verbracht: Sachen packen, anschliessend müde gewandert, noch ein wenig am Pool herumgelungert. Wir sind heute die einzigen Gäste. Bea, die Chefin geht mit uns kurz vor der Abfahrt zu den Raubkatzen. Es gibt hier ein kleines Gehege mit zwei Karakalen…. Katzen mit büscheligen Luchsohren, die etwa doppelt bis dreimal so gross wie das typische deutsche „Mohrle“. Das ist dann schon eine Größe, in der man die Tiere ungern zum Feind hat. Wir haben aber vier Kilo mageres Rindfleisch bei uns. das stimmt die Katzen milde. Sie streichen besonders Ina um die Beine. Ina kann Katzen nicht ausstehen und das scheint diese Geschöpfe wie überhaupt jede Katze unwiderstehlich anzuziehen …

Es sind wirklich schöne Tiere. Sie sind dem Farmer im Babyalter gebracht worden…. Bruder und Schwester. Ihre Mutter wurde wahrscheinlich gemeuchelt.

Anschliessend geht es noch zum Leoparden, der auch ein Findelkind ist, inzwischen aber so gross und gefährlich ist, dass sich selbst der Ziehvater nicht in das weitläufige Gehege traut. Das riesige Fleischstück wird über den Zaun geworfen. Drei Geparden – ebenfalls vom Farmer aufgezogen – teilen sich das Schicksal im Nachbargehege. Dazu muss man aber sagen, dass das „Gehege“ hier so gross ist, wie anderswo ein ganzer Zoo. Die drei Geparden zeigen einen eindrucksvollen Kampf um die drei Fleischbrocken, die der Fütterafrikaner über den Zaun wuchtet.

Anschliessend die reichlich hundert Kilometer zum Flughafen. Wie vom Farmer prophezeit  sind wir – obwohl schon scheinbar zu spät aufgebrochen – immer noch zwei Stunden zu früh da. Aber zu spät wäre auch doof!

Der Flieger ist nur halbvoll (Sonntag als Rückreise ist scheinbar nicht sonderlich beliebt) und spuckt uns überpünktlich in Frankfurt aus. Dort haben wir zu wählen zwischen schneller Heimfahrt ohne Sitzplatz oder einem zweistündigen Frühstück in Frankfurt und anschließender Fahrt mit Platzkarte, die wir schon vor dem Urlaub gebucht hatten …. Die Möglichkeit, dass wir so überpünktlich in Frankfurt eintreffen könnten und dann alles überglatt geht, hatten wir damals nicht erwogen. Nun ist auch noch der vorhergehende Zug ausgefallen und der Bahnsteig zum Bersten voll.

Also endlich mal was zu essen! Mit Ina vereinbare ich, dass es heute Abend zu Hause noch ein Blech mit käseüberbackenen Spaghetti gibt und dann ……

…. ja dann gibt es nur noch Gurkenbrühe und Wasser…. Oder so.

Zeit für ein kurzes Resumee.

Vor allem erst mal ein Dank an Bärbel, die ja von uns in der Vorbereitung die Hauptlast der Organisation und strategischen Buchung getragen hat. Undankbarer Job, weil man ja damit auch die Verantwortung für alles hat, was vielleicht mal nicht so klappt. ….selbst wenn keiner meckert, ärgert man sich ja selbst genug. In unserem Fall hat aber bis auf ganz seltene Ausnahmen alles fast beängstigend gut funktioniert, so dass Bärbel hoffentlich keinen Grund hatte, sich zu ärgern.

Das Land hat eine faszinierende Natur. Mit zwei Einwohnern pro Quadratkilometer …. Im Norden ist die Dichte noch deutlich geringer …. hat jeder genügend PLATZ . Nein Landfläche und Bewegungsfreiheit sind hier kein Problem. Die kostbarste Ressource im Land ist das Wasser. Land ist hier soviel wert, wie es Wasser gibt.

Die riesige Fläche hindert die Menschen nicht daran, mit dem Auto zusammenzustoßen, wie wir ja auch selbst feststellen mussten. Der Linksverkehr übrigens, ist eines der wenigen Dinge, denen ich nicht nachhänge. Hier haben die Engländer mal wieder eindrucksvoll gezeigt, wie man mit ganz geringem Aufwand eigentlich sehr einfache Dinge überwältigend kompliziert gestalten kann. Was ist denn das für eine blöde Idee, den Blinkhebel am Lenkrad auf die falsche Seite zu bauen?! Ich kann nicht sagen, wie oft ich anstelle zu blinken, die Scheibenwischer ausgelöst habe. In komplizierten Situationen nicht nur ein Born der Erheiterung.

In Namibia geht alles langsam. Das ist wahrscheinlich teilweise der Hitze geschuldet, wie in anderen südlichen Ländern auch. Genau genommen fällt es ja auch schwer, ein Land ausfindig zu machen, wo mit einem solchen Eifer wie in Deutschland gearbeitet wird. Die etwas langsamere Gangart führt übrigens nicht automatisch zu schlechteren Ergebnissen. Irgendwie wird es am Ende dann doch immer wieder. Und dadurch, dass dann in der Regel die doppelte Zeit verstrichen ist, die man als deutsches Normativ gesetzt hätte, bleibt auch keine Zeit für abwegige Effektivierungsversuche

Die Einwohner – besonders die deutschsprachigen – haben eine starke münchhäuser Neigung zu schwer nachprüfbaren Behauptungen. Nicht dass sie lögen. Es scheint nach meiner Beobachtung eher so zu sein, dass eine Erklärung, wenn sie denn für etwas nötig erscheint, nicht wie bei unsereins recherchiert, sondern einfach erfunden wird. Wenn es nur logisch klingt und alle nicken ist ja keinem geschadet. Anfangs hat es meiner Logik geschmerzt, wenn ich am Vortag eine total einleuchtende Erklärung bekommen habe und am nächsten Tag  jemand anderem eine nicht minder einleuchtende aber eben komplett andere Erklärung glauben sollte. Spätestens seit meinem Freund Steiner im Camp Aussicht (der, der dem Assad so ähnlich sieht) habe ich gelernt, dies als so eine Art Traumzauberbaum-Unterhaltung zu akzeptieren und auch meine Freude daran zu finden. Ich erwäge, diese Erklärmethode auch in meinem eigenen Leben zu verwenden. Es macht so vieles so viel einfacher.

Die Reisestationen hatte (wie bereits erwähnt) vorwiegend Bärbel mit glücklicher Hand herausgesucht. Gebucht haben wir die Quartiere über das deutsche Reisebüro Karawane, die das mit ihrem Namibischen Partner Cheetah-Tours vollkommen geräuschlos und zuverlässig erledigt haben. Denen möchte ich an dieser Stelle auch noch mal danken und allen, die ähnliches in Namibia vor haben, diese Companies empfehlen. Sie haben nicht nur die Quartiere gebucht, sondern haben uns unaufgefordert ein sehr dickes Reiseheft übergeben, in der dem alle Reisestationen ebenso wie der Weg dazwischen ausführlich beschrieben wurden. Für jede Station und jede Strecke wurden sehr brauchbare sehr individuelle  Empfehlungen gegeben. Dass wir nicht allen gefolgt sind, lag vor allem an der Menge der Empfehlungen.

Ob man sich auf diese Weise durch ein Land bewegen will ist wie immer Geschmackssache. Wir haben unterwegs nicht wenige getroffen, die sich vom Autovermieter ein Zelt auf das Dach schrauben ließen und dann vorzugsweise auf Campingplätzen gewohnt haben. Die Mehrzahl der Campingplätze (meistens ganz kleine – 2…5 Stellplätze) sind oft den Farmen und Lodges angeschlossen und eigentlich immer frei. Die Campingplätze haben mir meistens sehr gut gefallen. Ein nächstes Mal würde ich wahrscheinlich versuchen, zwischen Lodges, Farmen und Campsites zu wechseln.

Wir haben auch Südafrikaner getroffen, die auf den Campingplätzen nur im Schlafsack übernachtet haben. Dazu muss man meiner Meinung nach mehr über die heimische Flora und Fauna wissen als wir – verlockend finde ich die Vorstellung, im Schlafsack unter freiem Himmel zu nächtigen wohl – Schlangen scheinen Schlafsäcke nicht zu lieben (sagten die Südafrikaner), allerdings gilt das nicht gleichermaßen für Skorpione, was einen zwar nicht umbringt, aber doch deutlich mehr Ärger als ein Mückenstich bringt.

Mücken – also besonders Malariamücken – gibt es um die Jahreszeit erst ganz oben im Caprivistreifen. Das kann man aber vorher nicht so genau wissen. Unsere Reiseezeit lag in der sogenannten kleinen Regenzeit. Da kann von vollkommener Trockenheit (wie wir sie weitgehend erlebt haben) bis zu ordentlichen Wolkenbrüchen alles passieren. Und wenn es regnet, ist die Malaria-Mücke auch ganz schnell in der Etosha unterwegs. Südlicher eher gar nicht

Die Autos haben wir über Value Car Rentals in Südafrika auf eigene Faust gebucht, weil die in unserer Recherche unschlagbar günstige Angebote unterbreitet haben. Value Car ist scheinbar eine „Billigtochter“ des renommierten Windhoeker Autovermieters AscoCars. Obwohl die Preise bei Value Car fast ein Drittel billiger waren als bei Asco selbst, haben wir den vollen Service bei Asco bekommen und auch fast neue und sehr gut ausgestattete Asco-Autos. Auf die Autos wurde einfach hinten ein ValueCar Rentals Aufkleber geklebt und fertig. Achtung: wenn jemand das so buchen will, sollte er Value Car nicht merken lassen, dass er weiß, dass die zu Asco gehören…irgendwie versuchen die beiden Firmen, unbedingt selbständig zu wirken.

Wenn man zu viert unterwegs ist, kommen alle Beteiligten nicht um Kompromisse herum. Das beginnt ja eigentlich schon, wenn man nicht ganz allein – also zu zweit – ist. Unsere kleine Gruppe hat im Wesentlichen wieder sehr gut funktioniert. Unser Timing war ja schon in Neuseeland recht gut. Man wartet kaum aufeinander und findet weitgehend die gleichen Dinge interessant. Das ist gut und spart Nerven für alle. Das Kolonne-Fahren ist nicht immer ganz einfach (Staub). Deshalb und auch um allen größere Freiheit in der Fortbewegungsart zu geben, würde ich ein nächstes Mal wahrscheinlich die Fahrten zwischen den Quartieren eher einzeln absolvieren.

Ein Satellitentelefon hatten wir vom Autovermieter bekommen. Das war weder teuer noch waren die Gesprächsgebühren unverschämt. Die waren sogar deutlich günstiger, als die Roaminggebühren im Mobilfunk. Da in Namibia in weiten Teilen der Mobilfunk sowieso nicht recht funktioniert rate ich jedem, sich ein solches Telefon für Notfälle zu mieten. Die einzelne Fortbewegung ohne Kolonnenfahrt wird damit natürlich auch einfacher, weil man sich in Katastrophenfällen ganz sicher gegenseitig erreicht.

Unterschiedliche Vorstellungen gab es hin und wieder über die Routengestaltung. Meine Präferenzen gehen da klar zu off-Road ….. so kompliziert wie möglich J ….dass das wiederum nicht jedermanns Sache sein muss, ist vollkommen klar. Letztlich war sicherlich auch Ina froh, dass ich von der Gruppendynamik an dem einen oder anderen Abenteuer gehindert wurde.

Die Stationen habe ich ja alle mehr oder weniger ausführlich beschrieben. Am schönsten war es eigentlich in den richtigen Farmen und in den wirklich außergewöhnlichen Camps, wie in Etendeka oder im Camp Aussicht. Dort hatte man immer guten Kontakt zu den Einheimischen und hat entsprechend viel erfahren und gelernt. In Etendeka und Camp Aussicht kam noch die komfortarme Exklusivität der Unterkünfte hinzu. Etendeka war deshalb für mich ziemlich unangefochten die Nr. 1, gefolgt von Camp Aussicht.

Richtige Flops hatten wir außer der von mir angestifteten Nachtfahrt in Etosha Mitte nicht.

Etwas enttäuscht waren wir wohl alle etwas von Etosha-West. Dort hatte uns die Vermutung hingetrieben, dass dieser erst seit kurzem zugängliche Teil der Etosha wilder und Wildreicher als der Rest der Etosha sein würde. Dem war nicht so. Das Dolomite-Camp in Etosha West, finanziell sicherlich einer der Höhepunkte unserer Reise, war für mich deswegen, aber auch wegen der schlecht durchdachten Campstruktur und mässigem Service eine Enttäuschung.

Zwischen diesen zwei Höhepunkten und dem Dolomite räkeln sich die anderen Locations in meinem Ranking. Eigentlich aber in ihrer Unterschiedlichkeit alle eher am oberen Ende, so dass ich der Einfachheit halber alle anderen Stationen im Ranking auf Platz 3 setze. Damit belegt die Etosha West immerhin noch einen dankbaren vierten Platz.

Nach Neuseeland haben wir vier gemeinsam ein Stationenranking abgestimmt. Das haben wir dieses Mal im Flieger bzw. im Zug infolge Müdigkeit vergessen. Vielleicht melden sich Bärbel, Ina und Achim mit einem Kommentar und geben ihr Ranking noch kund?

18 Okambara Lodge

Wir brechen sofort nach dem Frühstück in Richtung Windhoek auf. Obwohl wir bis Windhoek relativ einfach eine gut ausgebaute Fernverkehrsstrasse benutzen könnten, wählen wir doch lieber eine etwas weitere Strecke, die weitgehend über Gravelroad und durch viel Farmland führt. Die Erfahrungen, die wir mit den Raseafrikanern auf den Fernverkehrsstrassen gemacht habe, lassen uns diese etwas langsamere Fortbewegungsweise interessanter und vor allem sicherer erscheinen.

An jeder Farmgrenze kommt ein Gate, welches jemand von uns aufschliessen und nach der Durchfahrt wieder verschliessen muss. Die Zahl dieser Gates ist gross – wir machen deshalb eine Art umschichtigen Pförtnerdienst. Einer öffnet das Tor, lässt den anderen durchbrausen, schliesst das Tor wieder und kann dafür beim nächsten Tor durchfahren ……

Dadurch kommen wir letzlich ganz zügig durch. Die letzten 100 km bleibt nur noch die Teerstrasse. Es ist Freitagnachmittag. Als wir in Windhoek einfahren bricht ein ziemliches Verkehrsgewühl mit Hupen und (!!!!) Stau über uns herein (Der Windhoeker ist recht stolz darsuf, dass es hier manchmal Stau gibt …. Ein Zeichen con GROSSSTADT). Das hatten wir vier Wochen lang vermisst. Die Entwöhnung ist reichlich fortgeschritten ……wir kommen genervt aber unfallfrei durch das Chaos.

Nach Windhoek fahren wir eigentlich nur, um unsere Autos bei AscoCars abzugeben und gleichzeitig für die letzten Tage ein gemeinsames Auto bei Europcar auszufassen. Das machen wir weil Asco nur ein Büro in der Stadt hat und wir sonst am letzten Tag ein ziemliches Organisationswirrwar hätten, um zum Flughafen zu kommen, der weit ausserhalb liegt. Europcar hat ein Büro in der Stadt und beim Flughafen. Wir fahren erst zu Europcar, wo wir einen ziemlich schnieken und neuen Pickup von Ford ausfassen. Dann zu Asco. Alles geht schnell und bald sind wir auf dem Weg nach Osten. Circa 100km östlich von Windhoek (sechzig Kilometer vom Flughafen) liegt unsere letzte Station, die Okambara Elephant Lodge.

Nun ist das nicht wie in Europa, dass man erst mal tausend Kilometer nach Norden fahren muss, um in die Einöde zu gelangen. Windhoek ist einfach nur ein winziges Zivilisationsloch in der Einöde. Wenn man also dreissig Kilometer raus fährt und dann die Asphaltstrasse verlässt, ist man genau so schnell im Off, als ob man zum Beispiel im Kaokoveld an der angolanischen Grenze unterwegs ist. Die Zivilisation schwindet beim Verlassen der Stadt nicht langsam, sie endet abrupt.

Gegen Sieben sind wir in der Lodge. Riesiges Appartment mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern und einem Wohnzimmer. Abendessen gemeinsam mit zutraulich klappernden Stachelschweinen und einem jungen Papagei, der fortwährend Unverständliches brabbelt und für den der Gastgeber dringend einen geeigneten Mamagei sucht, damit das Vieh nicht trübsinnig wird. Im Moment scheint er aber noch gut gelaunt zu sein.

Früh dann wieder halb sechs aufstehn – wir haben noch mal eine Pirschfahrt gebucht, die sechs Uhr beginnt. Die Farm hier ist auch riesig … 15.000 Hektar. Sie hat unglaublich viele Tiere. Wir sehen so viele Tiere wie sonst selten auf den Pirschfahrten. Sonst war es (bis auf die Wasserlöcher) eher so, dass man wartete, bis wieder mal ein Tier erschien und dann schaute man dem Tier (bzw. der Herde) eine Weile zu. Hier sind ständig mehrere Tiere zu sehen … Alles auf einmal…man weiss gar nicht, wo man gerade zuerst hinschauen soll… Elan, Gnus, Strausse, Elefanten, Rhinos, Oryx, Kudu, Geier, Riesentrappen, Warzenschweine … Was weiss ich .., nochmal der gesammelte Brehm . Das gefällt uns so gut, dass wir das Gleiche noch mal für den Nachmittag buchen.

Dazwischen ist Pooltime, in der ich auch ein wenig tagebüchle.

Als ob uns die Natur beweisen wolle, dass sie nicht auf Bestellung funktioniert ist die nachmittägliche Pirschfahrt im Vergleich zum Morningdrive regelrecht tierarm. natürlich finden wir die Elefanten wieder. Inzwischen wissen wir, dass einer der Elefanten einen Peilsender trägt. Der Guide springt regelmässig aus dem Auto und sucht mit der Peilantenne.

Die Rhinos sind auch ungefähr dort festgetackert, wo sie heute früh waren. Wir sehen auch nicht wirklich wenige Antilopen aller Ausprägung, Gnühe und manch anderes mehr. Allein: heute früh war so viel los, dass die Gegend jetzt regelrecht leer wirkt. Verwöhnte Touris sind wir halt. Die restlichen Teilnehmer der Fahrt, die heute früh noch im Bett waren sind vergleichsweise euphorisiert…. So unterschiedlich ist die Wahrnehmung abhängig von der Erwartungshaltung.

Am Ende war es doch ein würdiger Abschluss unseres letzten vollständigen Urlaubstages in Namibia.

Morgen werden wir ausschlafen und gemütlich frühstücken. Anschliessen wollen wir uns noch ein wenig müde wandern. Gegen Fünf Uhr Nachmittags werden wir in Richtung Flughafen aufbrechen und gegen Zehn Uhr Abends werden wir dann wohl Namibia auf dem Luftweg verlassen. Im Flieger werde ich sicherlich die Zeit auch für ein Blogresumee finden und dann im Fall einer wohlbehaltenen Landung online stellen.

Jetzt gibt es erst mal Kürbissuppe, dann Impala und Kudu mit einem Kartoffelauflauf und irgendeinen leckeren Nachtisch… Meinbauchmeinbauch!!!!!… Falls wir das alles richtig verstanden haben….es wurde wieder mal mit Schnalzlauten der San erläutert…..

Das Ganze werden wir mit reichlich Windhoek Lager und unserem Rest Jameson versetzen.

Guten Appetit und gute Nacht….und Auwiehö/Auwieseh in Deutschland

17 Waterberg

Von der Ghaub-Farm in den Otavibergen fahren wir früh erst mal in Richtung Grootfontain. Das ist neben Tsumeb und Otavi der dritte Ort von dem Dreieck, welches die Otaviberge einfasst. Tsumeb ist nach Namibischen Maßstäben fast eine Stadt, Otavi bestenfalls ein Kaff. Grootfontain ist mit fast 25000 Einwohnern für diese Gegend auch schon richtig gross.

Wir stoppen dort, um zu tanken und mal um das Geviert zu laufen. Heute ist der erste Oktober. Alle haben scheinbar heute Zahltag, denn an den Geldautomaten bilden sich ungewöhnlich Schlangen. Ausserdem ist Markttag. Wir streuseln ein wenig herum und knipsen Einheimische, was eine sehr schöne bunte und wohlgelaunte Angelegenheit ist. Der Ort selbst ist keine Sensation, aber verglichen mit ungepflegten und drecksandigen Orten wie Opuwo geradezu eine Augenweide. Das liegt sicherlich auch an dem vielen Grün. Freilich wissen wir nicht, was davon auf das Konto des aufblühenden Frühlings geht und was davon wirklich grüner ist als anderswo in Namibia. Als wir unsere Reise begonnen haben, war Namibischer März und ist es quasi April ….. Wenn man deutsche Erfahrungswelten zugrunde legt, passiert natürlich auch bei uns zwischen März und April mit der Natur sehr viel. Wenn also ein Afrikanischer Tourist Mitte März seine Reise in Frankfurt beginnen würde um sie Mitte April in Berlin zu beenden, könnte er auch schnell auf die Idee kommen, Berlin sei sehr viel grüner als Frankfurt.

Anyway…. Das Grün macht die Gegend schon echt wohnlicher. Im Übrigen spricht der Reiseführer in dieser Gegend von immerhin 500mm durchschnittlicher jährlicher Niederschlagsmenge …… Mehr als das dreifache vom Naukluftgebiet zum Beispiel.

Ganz in der Nähe von Grootfontain kann man den Hoba-Meteoriten besichtigen….ein 55 Tonnen schwerer Brocken aus einer Eisen-Nickel-Legierung, der vor achtzigtausend Jahren auf die Erde krachte und dort dann vor ungefähr einhundert Jahren entdeckt wurde. Der Exmeteorit ist ungefähr 3mx2m gross und ungefähr 1m dick.

Aus ungeklärten Gründen hat er keinen Krater in die Erde geschlagen. Ich vermute ja eher, dass er das getan hat und sich innerhalb von 80.000 Jahren irgendwie um ihn herum der Krater abgetragen hat. Das Gesteinsstück ist fast blitzeblank und kaum verrostet. as gibt mir viel mehr zu denken …. Rostet Eisen nicht eigentlich relativ schnell? Aber vielleicht ist ja das Nickel in der Legierung ein ausreichender Rostschutz.

Einige Vandalen haben bereits versucht, sich Stücke vom Meteor zu mopsen. man sieht noch die Spuren des Trennschleifers. Inzwischen ist der Stein aber bewacht. Die Bewachung ist allerdings so lasch, das man in Ruhe auf die exterrestrische Materie steigen kann. Ich lege mich für Fotozwecken auch noch drauf….schon sieht der Meteorit viel kleiner aus. Ina meckert mit mir, weil sie das nicht lustig findet und auch noch fotografieren soll. Liebe Ina: Augen auf bei der Partnerwahl!

Anschliessend geht es weiter Nordwärts zum Waterberg. Das ist ein Sandsteinplateau am Westrand der Kalahari. Das ist zumindest hier soweit ich sehen kann: Buschland. angesichts der ungeheuren Ausdehnung wäre es allerdings vermessen zu behaupten, ich wüsste wegen meines Aufenthalts am Rande der Kalahari, wie diese beschaffen ist. Das ist ja schon kaum verlässlich vom Moritzburger Wald zu sagen.

Vor Jahrmillionen war hier mehr Meer und wie überall auf der Erde hat sich auch hier eine Sedimentschicht aus Sand und Kalk gebildet, die dann irgendwann dreihundert Meter dick war. Danach ist fast der gesamte Sandstein, der übrigens sehr viel roter und fester als in unserem Elbsandsteingebirge ist, vom Wasser der Flüsse wie der abgetragen worden. Heute ist nur noch das Plateau davon übrig. Das Plateau hat einen länglichen Grundriss und hat in seiner weitesten Ausdehnung fast 50 km zu bieten. Wir checken in die Waterberg Wilderness Lodge ein und verbringen den Rest des Tages mit einer Wanderung und Powerrelaxing.

Es gibt hier sehr viele Affen (Paviane/ engl. Baboons), die wir während der Wanderung ungewollt vor uns hertreiben … Oder die Affen laufen uns voraus und wir laufen hinterher …. Wer weiss das schon so genau.

Wir übernachten hier insgesamt drei Nächte. Das kommt gut, so gegen Ende der Reise und war auch so beabsichtigt.

Am nächsten Morgen stehen wir trotzdem 6:30 auf. Nach dem Frühstück geht es mit einer geführten Wanderung auf das Plateau. Ohne Guide darf man nicht auf das Plateau. Weder in unserer Lodge, noch in einer anderen. Oben (ca. 150…200m über der Ebene) gibt es eine reiche grüne Vegetation, weil der Sandstein sehr gut Wasser speichert. Es gibt wohl ein reiches unterirdisches Wasservorkommen, dass über artesische Kräfte das Wasser rings um das Plateau aus dem Sandstein presst. Von hier wird über Kanäle und Pumpen sogar Wasser bis in das fast 300km entfernte Windhoek gepumpt. Entsprechend reichhaltig ist auch die Tierwelt, Leoparden, Geparden, Büffel, Rhinos, viele Antilopen………unglaublich viele Vögel.

Von den Säugetieren sehen wir ausser Exkrementen während der Wanderung nicht viel. Der Guide verlegt sich deshalb auf das Erklären der Tierkacke. Er bröselt Dung vom „White Rhino“ auseinander und erklärt uns fast andächtig, dass der Unterschied zum „Black Rhino“ unübersehbar darin bestehe, dass beim Black Rhino auch Holzsticks im Dung sind. Er riecht aufmerksam an dem Dung und ich frage ihn, ob sich das auch irgendwie in Unterschieden im Geschmack bemerkbar macht. Dafür kassiere ich von meiner Frau einen Rüffel …. Da will man schon mal Interesse zeigen … Aber ach!

Es bleibt allerdings auch ohne Fauna eine sehr schöne Wanderung mit toller Landschaft und interessanter Flora.

Für 16:00 haben wir eine Pirschfahrt gebucht. Die Zeit bis dahin nutzen wir, um im benachbarten staatlichen Teil des Waterberg Nationalparks zu erkunden, ob es dort vielleicht Möglichkeiten gibt, auch ohne Guide auf das Plateau zu gelangen. leider schlägt uns wieder staatliche Doofheit und Desinteresse entgegen. Das ist offenbar nicht nur in Deutschland zu erleben.

Wir starten zur Pirschfahrt in der Lodge. Bärbel und ich bekommen auf dem Tribünenlandrover (drei überdachte tribünenförmige Dreierreihen hintereinander) wieder die von Ina so getauften „Japanersitzplätze“… Also vorn links und rechts hinter dem Fahrer. Ina sitzt zwischen uns und muss die Japaner bedienen (Kamerautensilien zureichen und Reservefotos schiessen) Achim kommt auf den Beifahrersitz, der zwar sehr schön ist, aber immer die Gefahr birgt, dass man dauernd aus dem Auto springen muss, um irgendwelche Gates zu öffnen oder zu schliessen. Das unterbleibt dieses Mal, so dass sich Achim auf die Zureichungen für Bärbel konzentrieren kann ….. Spass beiseite …. Ein wenig davon stimmt natürlich und wer Bärbel und mich kennt, weiss, dass wir uns für eine gute Aufnahme schon mal aus dem Auto stürzen und das hat natürlich Auswirkungen auf die Mitreisenden 😉

Die Fahrt führt leider nicht auf das Plateau sondern weg vom Plateau in die weite Buschland-Ebene der Kalahari. In den ersten neunzig Minuten schippern wir komplett ereignislos durch die Gegend und wir sind schon leicht angefressen. Aber die Afrikanerlein haben da noch etwas vorbereitet. Sie haben für 50.000,00 EUR pro Stück drei Nashörner gekauft und die irren nun auf der Farm herum. Natürlich weiss unser Guide, wo er sie um diese Zeit wahrscheinlich findet … Und dort sind sie auch. Nun wird es ein wenig schwierig …. Natürlich habe wir die Fahrt ausschliesslich gebucht, um Tiere in freier Wildbahn beobachten zu können. Das wissen die Veranstalter der Fahrten und wissen auch, wie Touristen reagieren, wenn man ihnen nicht genügend Tiere zeigt. Trotzdem… Was nun kommt, ist ungefähr wie der Unterschied zwischen einem guten erotischen Foto und Pornografie. Als wir die Rhinos sichten, läuft bereits eine andere Gruppe von ca. Zwölf Leuten hinter den armen Tieren her, Es sind White-Rhinos (ein grosses Horn und dahinter nur ein kleines)… Also eher sanftmütigere Tiere im Gegensatz zu den „Black-Rhinos“, die zwei eher gleich lange Hörner auf der Nase tragen und unglaublich aggressiv sind, obwohl sie eigentlich auch nur Gras fressen …. Ich vermute aber, dass das spezielles Gras ist. Ich würde allerdings auch aggressiv werden, wenn ich nur Gras zu fressen bekäme.

Da trotten also zwei sanftmütige Nashörner vor der Menschengruppe her und wir gesellen uns mit dem Auto dazu und fahren hinterdrein. irgendwann kann die Gruppe zu Fuss nicht mehr mithalten und wir rücken mit dem Auto in die erste Reihe auf. Dadurch bekommen wir natürlich hervorragende Fotopositionen.Wir sind so dicht dran, dass ich durch das Zoom formatfüllend sehen kann, wie sich der Schwanz des Rhinos hebt und der Schliessmuskel zu malmen beginnt. Leider erfolglos. Wäre vielleicht ein schönes Foto geworden …. Ja und das meine ich mit Rhino-Pornografie.

Irgendwann erreichen wir ein Wasserloch, die Rhinos legen sich erschöpft hin und wir dürfen auch aussteigen. Die Fussgruppe stösst wieder zu uns und nun stehen zwei Dutzend Menschen um die Tiere herum. Jeder versucht ein Foto mit sich im Vordergrund und den im Hintergrund liegenden Rhinos zu bekommen. Jeder bekommt das auch. Alle sind glücklich.

Ich habe ja auch nicht behauptet, dass Pornografie unglücklich macht. Um es klar zu sagen – ich bin weit entfernt davon, hier irgendeinen Stab zu brechen – weder über die Veranstalter noch die Teilnehmer, zu denen ich ja schliesslich auch gehöre. Jeder hat das bekommen, was er wollte. er Veranstalter sein Geld und zufriedene Gäste und wir unsere Nahaufnahmen. Und nicht nur deswegen war das Ganze ein lohnender und schöner Ausflug. Trotzdem hinterlässt mich das Ganze etwas nachdenklich.

Wir haben noch einen weiteren Tag Zeit. Wir haben auf dem Weg zum Camp ein Schild gesehen, dass einen besonderen Platz für den Sonnenaufgang verheisst. Also stellen wir den Wecker auf halb sechs und fahren ein viertel Stunde später los. Im Dunkel erklimmen wir mit Stirnlampen den kleinen Hügel. Oben hat man tatsächlich einen phantastischen Blick über die Kalahari. er Horizont färbt sich in allen Nuancen von Orange bis Blau. Darüber schwebt malerisch die fast leere Mondsichel (übermorgen ist Neumond und in diesem Teil der Welt liegt der Mond zu dieser Jahreszeit auf dem Rücken). Pünktlich halb Sieben lugt die Sonne hinter dem Horizont vor. Über der Kalahari färben sich die Büsche im Gegenlicht mystisch grünorange. Es braucht nicht viel auf dieser Welt für die wirklichen Sensationen. Die Sonne steigt wie immer hier mit atemberaubender Geschwindigkeit über den Horizont. Entsprechend schnell schwindet auch die Magie und der Tag nimmt seinen Lauf.

Anschliessend Openair-Frühstück in dem kleinen Pavillon, den wir uns als Extra erbeten haben …. Eigentlich gibt es einen relativ dunklen Frühstücksraum. Sehr schöner Tagesbeginn.

Anschliessend marschieren Müllers sofort los. Sie wollen heute viel wandern. Wir auch. Zuvor fahre ich aber noch mal in das benachbarte staatliche Camp und buche nun doch für heute Nachmittag eine Fahrt AUF das Plateau …. Ich möchte das doch zu gern sehen, wie es etwas weiter vom Rand weg aussieht. Die gestern noch sehr unfreundlich Trulla an der Rezeption des Camp hatte irgendwie eine gute Nacht. Sie ist jedenfalls beträchtlich besser gelaunt, gibt mir alle Auskünfte, um die ich bitte und reserviert zwei Plätze für Ina und mich.

Zurück im Camp brechen auch wir zur Wanderung auf. Diese führt an den Hängen des Plateaus deren Wände die geologische Verwandschaft zum Elbsandsteingebirge nicht leugnen können. Insofern erinnert hier einiges an eine Wanderung entlang der Schrammsteine. Allerdings mit allerlei Sukkulenten und bunten Vögeln, die es dort nicht gibt. Wir strampeln stramm vier Stunden, nur durch eine kurze Pause unterbrochen, als wir den ebenfalls zum Camp gehörenden Campingplatz passieren und dort einen Pool unerlaubt nackt nutzen. Es gibt aber ausser einem Damara-DikDik niemanden, der uns zurecht weissen könnte.

Pünktlich kurz vor Drei sind wir im NWR-Camp, uns auf das Plateau karren zu lassen. das Gefährt ist etwas grösser als die bislang immer benutzten Landrover, hat 5 Sitzreihen je 4 Sitzplätze und erinnert so doch etwas mehr an einen Truppentransport. Auf dem Auto ist es aber ganz bequem und man sieht auch recht gut. Unser Fahrer/Guide ist ein EddieMurphy-Double – sehr unterhaltsam und man versteht auch zur Abwechslung mal etwas. Viele der Guides der letzen Wochen sprachen sehr undeutlich und schwer verständlich. Wir heizen mit dem LKW fast 20 km auf der inzwischen sattsam bekannten Piste entlang des Massivs. Dann eine Hochsicherheitseinfahrt mit mehreren Kontrollen und Schlagbäumen. Dann geht es über eine ungeheuer steile und schmale Betonpiste hinauf auf das Plateau. Oben erwarten uns ausgefahrene Off-Road-Sandwege… Etwa wie in Sossusvlei. Wir fahren in Richtung Mitte des Massivs. Der Rand des Massivs ist stark mit Busch bewachsen und noch relativ stark gegliederter Sandstein. In der Mitte wird das immer mehr zur Grasebene mit einigen Bäumen. Wir sehen einige seltene Tiere, wie z.B. Die Säbelantilope, haben ansonsten aber eher wenig Glück. Doch auch hier haben die Afrikanerlein etwas vorbereitet.. Sie haben auf dem Plateau mehrere Wasserlöcher eingerichtet. damit die Tiere nicht gestört werden, steigt man 2…300m vor dem Wasserloch aus und geht dann über einen getarnten und geschützten Gang in eine Art Unterstand mit einem relativ grossen Sehschlitz, der über die gesamte Breite geht und allen Besuchern die gleichzeitige Betrachtung des Geschehens ermöglicht.

Am ersten Wasserloch ist die Ausbeute ziemlich gering. Säbelantilope.

Am zweiten Wasserloch kommen wir erst kurz vor Sonnenuntergang an. Dafür sind dort jede Menge Büffel. Eine Herde geht gerade und bietet ein herrlich aggressives Schauspiel. Zurück bleiben zwei Einzelgänger. Als unser Guide gerade zum Aufbruch blasen möchte, kommt eine zweite Herde. Wir sehen dieser Herde noch fast eine halbe Stunde beim Kampf um das Wasserloch zu. Was für aggressive Tiere. Grasfresser wie die Rhinos. man sollte sich wirklich vom Gras fern halten!

der Zeitplan gerät komplett aus den Fugen ..Eigentlich sollten wir gegen Sieben in unserem Camp zum Dinner auflaufen. Als wir dann endlich da sind, ist es fast Neun. die Crew hat uns aber noch etwas aufgehoben.

Morgen soll es wieder früh los gehen, wir haben ein straffes Programm: Autotausch in Windhoek und über vierhundert Kilometer. Wir packen noch schnell unsere Sachen und fallen erschöpft ins Bett.

16 Ghaub

Die Blogs 12 bis hierher habe ich alle erst hier in der Ghaubfarm geschrieben, weil bis dahin das Internet nicht funktionierte. mir fällt auch gerade auf, dass die Nummern vor den Blogeinträgen vielleicht etwas verwirren, weil sie nicht mit den Kreisen auf der Reisekarte übereinstimmen …. Kann und will ich aber jetzt hier nicht mehr ändern.

Ghaub ist eine Farm, die im Wesentlichen Mais anbaut. Darüber hinaus hat sie 10 wundervolle Zimmer, die alle mit einer Terrasse und einem sehr schönen Blick glänzen.

Ghaub wurde mal als Missionsstation gegründet … So sieht auch die gesamte Architektur aus.
Abgesehen von einer ziemlich schönen Wanderung relaxen wir am Pool, spielen mit Eichhörnchen, fotografieren die vielen Vögel. Anderthalb Tage Faulness …. Sehr schön. Morgen geht es weiter zum Waterberg.

Bärbel, Ina und Achim sind – während ich hier noch in der lauen Sommernacht schreibe – schon vom Dinner aufgestanden und sind zu unserer Terrasse gewandert. Ich marschiere jetzt auch dahin, lese die Blogeinträge zur Genehmigung vor und bekomme hoffentlich noch einen „Jameson“.

Wenn ich am Waterberg Zeit und Internet habe, lade ich mal ein paar Bilder hoch, Ansonsten neigt sich die Reise ja bedrohlich dem Ende zu!

Gute Nacht.

15 Etosha

Der Etosha Nationalpark ist eine der Hauptattraktionen in Namibia. Der Park ist über zwanzigtausend Quadratkilometer gross (früher umfasste er sogar mal über neunzigtausend Quadratkilometer) Er ist komplett mit einem Wildzaun abgesperrt. Im Nordosten des Parks bildet eine riesige Salzfläche – die Etosha-Pfanne – das Herzstück des Parks. In den Park gelangt man über drei Gates. Etosha West, Süd und Ost … Die Gates tragen andere Namen …. wer die wissen möchte, kann bitte googeln.

Nach Etosha fährt der Namibia-Tourist, um sich wilde Tiere anzuschauen. Es gibt dort alles in grosser Zahl, was man sich auch im Zoo als die Tiere Afrikas anschauen kann. Freilich verläuft sich das in der riesigen Fläche. Somit kann man die Tiere am Besten sehen, wenn man während der Trockenzeit hierher kommt. Dann kommen die Tiere nämlich alle zu den Wasserlöchern, weil sie in der Fläche sonst nix zu trinken finden. Diese Wasserlöcher sind also die eigentliche Attraktion. Zwischen den Wasserlöchern gibt es ein relativ einfach strukturiertes und gut ausgebautes Strassennetz, auf denen eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h strikt einzuhalten ist. Das ist auch stark zu empfehlen, weil jederzeit irgendetwas aus dem Busch auf die Strasse springen kann. Bevorzugt sind das Oryx, Kudu oder Springböcke …. Es kann aber auch ein Nashorn oder ein Elefant unversehens vor dem Auto stehen. Und die verstehen in solchen Situationen keinen Spass.

Vom Kaokoveld aus fahren wir südlich auf einer gut ausgebauten Asphaltstrasse, bis wir an das Westtor kommen. Das westliche Etosha ist erst seit kurzer Zeit für Touristen zugänglich. 2011 wurde in Etosha West das „Dolomite-Camp“ eröffnet. Erst durften nur die Gäste des Camps in diesen Teil des Parks … Inzwischen dürfen wohl alle …. Es ist aber ohne Übernachtung ziemlicher Stress vom Westtor bis zur nächste Lodge in der Zentraletosha zu fahren. Es wäre zu schaffen, dann bleibt aber wahrscheinlich nur wenig Zeit zur Tierbeobachtung.

Wir haben zwei Übernachtungen im Dolomite gebucht. Das Dolomite erinnert stark an sein Schwestercamp in Sossusvlei (Sossus Dune Lodge) Auch hier hat nicht selten das Design über die Funktion gesiegt. Die zeltartigen Hütten liegen auf einem Hügel inmitten der unendlichen Etosha-Ebene. Eigentlich ganz nett. Aus unserem Kenia-Urlaub vor vielen Jahren habe ich wohl die Erwartung mitgebracht, dass wir hier abends mit einem Glas Bier in den Sonnenuntergang schauen und dabei am Wasserloch den Tieren zusehen können. Diese Erwartung erfüllt sich im Dolomite leider überhaupt nicht. Die Planer des Camps haben da einfach ein wenig geschlumpft.. Es gibt ein Wasserloch. Das liegt jedoch ausserhalb des des Camps und ist nur von den wenigsten Hütten aus zu sehen. Ausserdem ist es nicht beleuchtet und es gibt noch nicht mal einen Aussichtspunkt, von dem aus man es sehen könnte.

Das Problem ist: man darf in der Etosha nur zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang frei umherfahren. da das Camp ziemlich neu, exklusiv und nicht wirklich billig ist, regt mich so eine Gedankenlosigkeit auf. Meine Mitreisenden sehen das gelassener. Vielleicht habe ich mich mit meinen Keniaerfahrungen auch zu sehr hierauf gefreut. Deshalb ist das Dolomite für mich leider eine Enttäuschung.

Den Tag nutzen wir für Tierbeobachtungen … Das ist von unterschiedlichem Erfolg gekrönt … Manchmal passiert stundenlang buchstäblich nichts …. Dann wieder aber alles auf einmal … Eben Natur. Ich muss dabei immer wieder gegen meine Kenia-Erfahrungen ankämpfen …. Da ist in der Fläche einfach sehr viel mehr los gewesen. an den Wasserlöchern ist es aber oft auch interessant.

Nach der zweiten Nacht setzen wir nach Etosha Mitte um. davor hatte ich eigentlich von Anfang an einen gewissen Horror … 100 Zimmer … So viele Menschen hatten wir auf der ganzen Reise nicht beieinander. Das Camp in Okaukuejo stellt sich aber dann doch wieder als eher positive Überraschung heraus. Obwohl vom gleichen staatlichen Betreiber (NWR – Namibia Wildlife Ressort) ist das hier alles zwar nicht besonders exklusiv aber doch VIEL zweckmässiger als dieses scheinexklusive Dolomite. Es gibt ein sensationelles (beleuchtetes) Wasserloch, das man rund um die Uhr zu Fuss besuchen kann. Unsere Hütte ist o.k. Und der befürchtete Trubel hält sich in Grenzen.

Nach der ersten Nacht verzichten wir auf sehr zeitiges Aufstehen und schlafen aus. auch mal schön. Inzwischen habe ich mich auch von meinen (Kenia) Erwartungen etwas gelöst und finde mich mit dieser etwas zooähnlichen Wasserlochstruktur ab. Tiere sehen wir tatsächlich reichlich und mit etwas Glück ist man mit der Natur auch mal allein.

Für den letzen Abend in der Etosha haben wir einen „Nightdrive“ gebucht. Abfahrt ist um Acht. Die Fahrt dauert drei Stunden und ist ein totaler Reinfall. Der Guide fuchtelt vom Auto aus beim Fahren erfolglos mit einer Rotlichtlampe in der Dunkelheit herum. Nicht nur, dass wir (fast) nix sehen – es wird auch (fast) nix erklärt. das sanfte Geschuckel wiegt mich in den Schlaf. Naja – ein Flop pro Urlaub ist erlaubt.

Am letzten Etoshatag fahren wir ganz zeitig los und sehen wirklich viel Aufregendes. Eine Löwenfamilie beobachten wir fast zwei Stunden lang. Sehr faszinierend sind auch die Aussichten am Rand der Salzpfanne … Ein wasserloses unendliches Meer.

Wir verlassen Etosha spätnachmittags am Ostgate. Unmittelbar hinter dem Ostgate liegt ein weiteres (privates) Reservat. Dort befindet sich die Aoba Lodge, in der wir nur eine Nacht schlafen.

Man merkt in dieser privat betriebenen Lodge sehr empfindlich den Unterschied zu den staatlich betriebenen Lodges in der Etosha. Wir geniessen den Luxus und brechen am nächsten Tag nach einer morgendlichen Fusswanderung durch den Busch mit bewaffnetem Ranger nach Südosten in die Gegend zwischen Otavi und Grootfontain auf.

14 Kaokoveld / Camp Aussicht

Die Fahrt in das Kaokoveld (oder ….feld – ganz wie man mag) startet in Palmwag und führt dann ziemlich gerade in Richtung Norden. Bevor wir in die Berge fahren, die das Kaokoveld von dem südlicher gelegenen Damaraland abgrenzen, besuchen wir Sesfontain. Das ist eine alte deutsche Festung. Wir finden sie in dem kleinen Ort erst nach einigen Anläufen. Das Fort hat eine beindruckende Architektur und war früher sicher sehr schön. Heute ist es eine eher heruntergewirtschaftete Lodge. Wir trinken dort unter Palmen einen der dünnsten Kaffes unserer Reise (wobei das schon bemerkenswert ist, weil Kaffee in Namibia ganz grundsätzlich nur Nuancen brauner als das Trinkwasser ist…..will sagen; Kaffee ist hier eigentlich immer sehr dünn.)

Die Fahrt in die Berge führt durch ein breites Tal, welches sich in Richtung Pass immer mehr zu einem Canyon verjüngt. die Strasse wird entsprechend steiler und abenteuerlicher. Den Pass schafft unser etwas schwachbrüstiges Vehikel nur im Kriechgang.

Ungefähr 20 km (oder 30 oder 40 …. Km – die Angaben widersprechen sich) nach dem Pass soll der Abzweig zum Camp sein. Am ersten möglichen Abzweig (ein unscheinbarer Holperweg) halten wir. Aus dem Gebüsch kommt der Syrische Machthaber Assad verkleidet als Tiroler Seppl. Ich frage ihn auf englisch, ob er wisse, wo dieses „Camp Aussicht“ sei. Assad antwortet in vorzüglichem Deutsch, falls wir seine Schlafgäste wären, sollen wir einfach diesem Weg folgen. Er sei Marius Steiner – unser Gastgeber – er komme dann später nach …. Am Camp sei aber jemand, der sich um uns kümmert..

Anmerkung: in unserer Gruppe gibt es starke Differenzen in der Wahrnehmung. Alle ausser mir bestreiten die Ähnlichkeit mit Assad. Nachdem wir Marius genauer kennengelernt haben, gebe ich gern zu, dass Marius bestenfalls leichte äusserliche Ähnlichkeiten aufweist. Marius ist ein faszinierender und freundlicher Zeitgenosse, der allenfalls ein wenig wunderlich ist., wie man halt so in der Einöde wunderlich wird.

Ich gebe allerdings zu bedenken, dass von uns auch noch keiner mit Assad dinniert hat…. Möglicherweise ist der ja privat auch ganz nett……au….. Dieser Absatz gibt Stress……ich nehme trotzdem nix zurück …. Gedacht ist gedacht….. Und geschrieben ist geschrieben.

Gut … Das Camp liegt auf dem höchsten Punkt der Umgebung in ca. eintausendfünfhundert Metern Höhe. Im Camp begrüsst uns erst mal Birgit und zeigt uns die beiden einfachen aber ordentlichen Zimmer. Es gibt – ähnlich wie im Etendeka-Camp auf Knopfdruck Solarlicht und aus dem Wasserhahn ein Rinnsal. Wassermangel ist hier oben ein Hauptthema. Marius muss eigentlich mit dem spärlichen Regenwasser auskommen, das er in Zisternen sammelt. Die (Gemeinschafts-) Duschen sind genau solche Eimer wie im Etendeka. Das (Gemeinschafts-) Plumpsklo hat eine unglaubliche Fernsicht. So macht Stuhlgang Spass!

Birgit ist Marius‘ temporäre Haushaltshilfe. Sie ist eine rüstige deutschsprachige Pensionärin um die Siebzig, die eigentlich in Windhoek im Altersheim wohnt, aber etwas Abwechslung brauchte. Deshalb hat sie sich auf eine Radioannonce von Marius gemeldet und ist die 600km teilweise heftige Offroadstrecke zu Marius Steiner mit ihrem wahrscheinlich 20 Jahre alten Misubishi Kleinstwagen gefahren … Hut ab!!!!

Abends dinnieren wir zusammen mit Birgit, Marius und vier etwas merkwürdigen Franzosen, die auf dem angeschlossenen Campingplatz (vier sehr schöne Stellplätze!) im Dachzelt schlafen. Es stellt sich schnell heraus, das Marius recht verschrobene Weltsichten hat. Er erklärt uns die Welt auf seine Weise.
Er ist überzeugt, dass das Erscheinen des Antichristen unmittelbar bevorsteht (als Folge des bevorstehenden Crashs der Weltwirtschaft) und ist sich ganz sicher, dass alle Regierungen sich verschworen haben, uns in die linke Hand Chips zu implantieren, die den Regierungen dann vollständige Kontrolle über all ihre Schäfchen geben werden. Meinen Einwand, dass Namibia bei der schrittweisen Einführung der neuen Technologie wohl doch nicht gleich die Vorreiterrolle übernehmen werde und er ja dann so noch etwas Zeit gewinnen würde, lässt er nicht gelten. Wir werden das alles schon bald erleben, sagt er. Die Existenz Gottes beweist er uns damit, dass es ja wohl kein Zufall sein könne, dass eine Tomate rot ist … Das muss sich ja jemand ausgedacht haben

Marius ist nicht nicht doof – man weiss auch immer nicht ganz genau, ob er es ernst meint oder nicht. Oft weiss er es wahrscheinlich selbst nicht. Ich nehme seine Erläuterungen nicht zu ernst und frotzele meistens irgendwie zurück …. Das ergibt sehr skurrile Gespräche, die wohl auch ihm gefallen.

Am Morgen fährt Marius mit den Franzosen zu den Himba. Nachmittags will er das gleiche noch mal mit uns tun….. Solch einem Dauerstress weicht er eigentlich sonst aus – abet sowohl die Franzosen als auch wir haben den Ausflug regulär vorbestellt und er kann nicht mit acht Europäern gleichzeitig bei seinen Himba aufkreuzen … Dazu später mehr.

Vorerst gehen wir mit Birgit in die Edelsteinmine von Marius Steiner. Die Mine ist grösstenteils ein Tagebau und wurde von Marius Vater aufgetan. Marius hat das dann von ihm mehr notgedrungen übernommen. In der Mine wurde ein seltener Edelstein mit Namen Dioptase zusammen mit gängigeren Mineralien wie Malachit und Anglesit abgebaut. Die Mine ist so klein und unbedeutend, dass sich das staatliche Bergbauamt nicht sonderlich dafür interessierte. Inzwischen ist sie auch fast erschöpft. Marius unternimmt aber immer noch Grabeversuche in allen Richtungen. Dabei baut er blau durchgefärbte Halbedelsteine ab. Das Mineral heisst Chrysocollar. Die schönsten schleift er selbst zu Anhängern und Ähnlichem. Den allergrössten Teil schickt er aber nach Deutschland (Idar-Oberstein), wo aus den grossen Brocken (vermutlich hundeteure) Fliessen geschnitten werden. gerade morgen sollen 3 to nach Deutschland verschifft werden, aber es fehlt noch die Genehmigung der Behörde.

Wir besichtigen die Mine und lassen uns von Birgit alles genau und fachkundig erklären. Das hat sie sich in einem Buch angelesen, welches bei Marius im Wohnzimmer liegt. Wir kriechen in einen der wenigen längeren unterirdischen Stollen. Unsere Frauen weichen tapfer den entgegenkommenden Fledermäusen aus ohne zu quiecken. Zur Belohnung dürfen sie dann nach Herzenslust im Abraum der Mine nach verwertbaren Steinen stöbern und werden auch fündig. Noch schönere Steine hat natürlich Marius. Etwas davon kaufen wir ihm abends ab. Steine ins übergewichtige Fluggepäck…. Tolle Idee.

Gegen Mittag starten wir mit Marius zu den Himba. Der Stamm gehörte früher zu den Herero wurde aber in den Norden nach Angola vertrieben und hat dort ein Eigenleben entwickelt. Himba heisst Bettler. Irgendwann sind sie dann wieder in das unwirtliche Kaokofeld zurückgewandert und leben heute friedlich gemeinsam mit den Herero in diesem Gebiet vorwiegend von der Viehzucht. marius ist gewissermassen Pächter auf Himbaland. Er muss von allen Einnahmen zehn Prozent an die Himba abführen. davon und von vielen anderen Einnahmequellen haben die insgesamt 200 Himbafamileien die das Gebiet bevölkern laut Marius einen stattlichen Batzen Geld auf der Bank. sie wissen nur gar nichts mit Geld anzufangen, weil sie eigentlich noch im Zustand der Tauschgesellschaft leben. Das Geld gehört ohnehin nicht einem bestimmten Himba sondern (wie alles andere) weitgehend allen zusammen. as ist nicht ganz leicht zu verstehen, weil es schon so etwas wie Eigentum gibt…. Wenn jemand ein Haus baut, gehört es schon erst mal ihm. Wenn aber jemand vor dem Haus steht und ein Nachtlager braucht, dann kann er einfach eintreten und das fremde Eigentum nutzen. Genau so verhält es sich mit allen anderen weltlichen Gütern. Das wird natürlich sofort ganz schwierig, wenn es um etwas immaterielles wie Geld geht … Das ahnen die Himba wohl und lassen das Geld ungenutzt auf der Bank liegen.

Die Himba haben eine matriarchalische Geschlechterordnung … Die Frauen sind also an der Macht. Die Männer haben dafür freie Auswahl bei den Frauen, die teilweise sehr hübsch sind, wenn sie noch jung sind. …. Und wenn sie nicht lächeln. Mit 15 Jahren bekommen nämlich alle Mädchen die vorderen unteren Schneidezähne herausgeschlagen.

Marius vermutet, dass der Brauch noch aus Zeiten der Sklavenjagd stammt. Der Wert von Sklaven bemass sich nicht unwesentlich am guten Zustand der Zähneie. Möglicherweise wollten die Himba damit also ihre Nachkommen vor der Sklaverei bewahren.

Marius bietet diese Touren seinen Gästen an und die sind gut gebucht. Damit die Himba (die von ihm im Gegenzug Zucker und Maismehl bekommen) nicht zu sehr in eine Zoo-Situation geraten, fährt er immer wieder andere Himbafamilien an. Auf diese Weise kommen maximal einmal im Monat Touristen zur gleichen Familie.

Die Himba begrüssen uns freundlich. Wir dürfen nach Herzenslust fotografieren. Sie wollen aber immer gern die Fotos sehen, die wir machen …. Mehr so aus Interesse scheint mir. Die Menschen aber auch die Häuser sind extrem unterschiedlich. Manche Frauen und entsprechend auch deren Kinder sind wirklich unvorstellbar verschmutzt. Andere scheinen wiederum sehr auf sich und ihre Kinder zu achten. Alle Himba cremen sich mit einer rostroten matten Farbe ein. Diese wird aus einem speziellen rostroten Stein gewonnen. Das Gesteinsmehl wird mit Tierfett zu einer Creme verarbeitet. Von der Dorfältesten werden wir alle mit der Farbe auf dem Unterarm bemalt.

die Frauen haben Gegenstände ausgelegt, die sie gefertigt haben …. Dosen, Trinkbecher, Messer, Schmuck. Unsere Frauen kaufen sich je einen Armreifen. Das Geld bekommen erst mal jene Mädchen,die den jeweiligen Schmuck gebastelt haben. Am Ende landet das Geld aber doch wieder funktionslos auf dem Gemeinschaftskonto der Himba, sagt Marius.

Die Kinder freuen sich besonders über die Abwechslung durch unseren Besuch und spielen mit uns. Ganz offensichtlich ist die Mehrzahl der Menschen die hier wohnen zufrieden und glücklich, auch wenn die äusseren Umstände eher ärmlich erscheinen. Die Menschen sind halt noch nicht im Übermass mit unseren Massstäben konfrontiert. Das ändert sich aber zunehmend. Die Jungs (Mädels gehen eher kaum zur Schule) kommen nach Ende der Schule höchst selten wieder zurück in das Dorfleben. Auch fahren die Himba hin und wieder in „die Stadt“ (Opuwo) und sehen dort natürlich in den Läden Dinge die sie zwar noch nie gebraucht haben, die sie aber aus begreiflichen menschlichen Gründen begehrlich finden. Auch der Alkohol spielt eine zunehmend schwierige Rolle, weil die Himba wie viele andere Naturvölker (man denke an die Indianer und die Aborigines) dieser Droge sehr hilflos ausgeliefert sind und extrem schnell süchtig werden.

Wir besuchen mit Marius noch ein zweites Dorf, welches überhaupt nur aus Frauen und deren Kindern besteht. Alle Kinder sind gleich alt und stammen wohl vom selben Vater, der wahrscheinlich eines Tages in dem Dorf vorbeikam.

Während der ganzen Fahrt und auch abends am Tisch setzen sich die skurrilen Gespräche mit Marius über Gott, Welt und den Antichristen fort … Langweilig ist das aber gar nicht.

Morgen geht es zu einem weiteren Höhepunkt der Reise. Wir sind dann für insgesamt vier Tage im Etosha Nationalpark.

13 Etendeka

Wir finden uns wie vom Guide aufgetragen halb Acht beim Frühstück ein. Eine halbe Stunde später sitzen wir auf dem Jeep und shippern in der Morgensonne auf ein Hochplateau. Von dort wollen wir eine dreistündige Wanderung beginnen. der Guide hat so um die zehn verschiedene thematische Wanderungen auf Lager. Heute gibt es den „Mineral-Track“

Das gesamte Gebiet ist vulkanischen Ursprungs. Als sich Südamerika (speziell Brasilien) vor Jahrmillionen entschloss, den Gondwanakontinent zu verlassen und sich damit von Namibia trennte, quoll an der Trennlinie viel Magma empor. Der daraus entstandene Basalt ist stark eisenhaltig und ensprechend rostrot. Das gesamte Gelände ist von etwa pflastersteingrossen rostroten rundgelutschten Quadern übersät, mit denen es sich im Prinzip wie mit uns Menschen verhält. manche sind innen sehr hohl, manche enthalten das, wonach es aussieht: Basalt…. Manche enthalten aber unterschiedlichste kristalline Mineralien. Im einfachsten Fall Quarz, im besten Fall Edelsteine.  Oft ist es eine bunte Mischung aus allem.

Da viele der Quader zersprungen sind, glitzert und gleisst die gesamte Gegend in allen Farben. Je genauer man hinschaut, umso mehr. Unser Guide erklärt uns die Mineralien sehr genau, was aber durch (hoffentlich urlaubsbedingte) Gehirnträgheit bei mir sofort dem Schlund des Vergessens anheim fällt…. Ich weiss aber noch, dass ich sehr interessiert zugehört habe. Ebenso engagiert erläutert er uns die Flora. es gibt hier wunderliche Bäume. Flaschenbäume, die so aussehen, wie sie heissen. Butterbäume, die aussehen wie überdimensionale Ingwerwurzeln aber schwabbelig wie Pudding sind. Das sind die beiden Pflanzen, die sogar ich mir gemerkt habe…..erklärt wurde viel mehr – armes altes Hirn.

Die Tierwelt wird in dieser Wanderung nicht gross erklärt, marschiert aber trotzdem herdenweise an uns vorbei. Die Erläuterungen gibt es dann beim nachmittäglichen „Game Drive“ (der Sachse nennt das wohl Sofori)

Vorher gibt es noch Lunch und eine dreistündige Siesta, die hier in Namibia für gewöhnlich „Farmers-k.o.“ heisst.

Die Safari dauert bis gegen Sieben. Wir sehen wirklich alles, was man in Namibia gern sehen möchte …. Der Guide macht das toll… Die Speicherkarten der Fotoapparate laufen über. Bärbel, die anfänglich noch beteuerte, das sie in diesem Urlaub die Zahl der temorärsinnlosen Fotos drastisch senken will, ergibt sich den technischen Möglichkeiten der Serienbildfunktionen ihrer Apparate … Ich ja sowieso.

Das wird wieder ein munteres Sortieren bei der Heimkehr. Wenn man aber ein Nashorn in der untergehenden Sonne malerisch stehen sieht, gibt es immer wieder eine Pose des Nashorns, die erst mal besser ist, als die vorhergehenden….. Klick, Klick, Klick

Beim Dinner schliesse ich endgültig feste Freundschaft mit den bekloppten Schweizern (siehe Vortag). Das Schicksal hat die Beiden beim Dinner am langen Gemeinschaftstisch direkt neben uns geführt. Vor dem Schweizer fällt ein grosses unindentifizierbares, durch einen Zusammenstoss mit der Lampe verwirrtes Fluginsekt auf den Tisch. Der Schweizer drigiert das Vieh auf eine Serviette und wirft es dann mit Schwung zu mir rüber und ruft dazu: „ein Geschenk“.

Ja! So entstehen Freundschaften.

Die Nacht ist bitterkalt. Wir haben aber dicke Decken bekommen und frieren nicht in unseren Zelten. Kurz nach Sonnenaufgang gibt es eine Dusche aus dem Eimer. Aber es ist eben sehr spezieller Luxus. Gipfel ist der Sonnenaufgang, denn man durch die aufgeschlagene Zeltplane vom Bett aus beobachten kann. Augenblick verweile doch, Du bist so schön!

Bislang ist dieses Camp der unangefochtene Höhepunkt der Reise … Wenn Ihr Euch je in diese Gegend verirren solltet, besucht dieses Camp. 

ETENDEKA 

Nach dem Frühstück geht es wieder in’s Tal. Die Frau meines Lieblingsschweizers sitzt direkt vor mir auf dem Beifahrersitz. Sie erklärt dem Fahrer die (ihre) Welt und der Fahrer heuchelt Interesse. Davon angestachelt ist sie bis zur Ankunft in das Tal nicht zu bremsen.

Es ist schon nicht besonders erquicklich was sie sagt. Schlimmer als das ist aber, wie sie es sagt. Ihr Tonfall erinnert stark an unseren vietnamesischen (Ex-?…. Ist jetzt nicht bald Wahl?) Wirtschaftsminister, wenn der jemand maximal Beklopptem etwas ganz besonders Schwieriges erklärt. 

Im Tal angekommen satteln wir die Autos gen Kaokoland.

12 Bambatsi 2 und auf dem Weg zum Etendeka Camp

Heute nachmittag soll ein Ersatzauto von unserer Autovermietung ankommen. Die Zeit bis zur Ankunft des Autos verbringen wir mit einem Ausflug zum Vingerklipp. Das ist ein Felsen nicht unähnlich der Barbarine in der Sächsischen Schweiz – also ein aufrecht stehender 35m hoher Finger oder ähnliches – könnte auch gut im Erotikmuseum auf der Reeperbahn ausgestellt sein. 

Der Weg dahin führt durch eine Terrassenlandschaft, die das Wasser aus einer in Vorzeiten einheitlichen Sandsteinplatte herausgefräst hat. Der Fluß, der das geschnitzt hat heißt Ugab – entsprechend heißen auch die Terrassen.

Wir halten oft an, um die wirklich sehr eindrucksvolle Laune der Natur zu fotografieren ….. so recht gelingt das mir zumindest nicht – da hilft nur hinfahren und anschauen.

Wir hätten den Tag auch faul auf der Terrasse der Bambatsi-Farm zubringen können. Obwohl der Ausflug und auch die Sockelbesteigung des Monolithen durchaus interessant ist, hätte ich das durchaus auch vertragen – wie gesagt, die Aussicht ist phänomenal und da kann man auch mal alle Viere grade sein lassen. Kurz nach unserer Rückkehr kommt das Ersatzauto.

Leider sind die Reifen in einem furchtbaren Zustand und ich streite mich einige Zeit telefonisch mit der Autovermietung – Die bieten uns letztlich kulant zwei Möglichkeiten: wir können das Auto mit den Scheißreifen nehmen oder es eben sein lassen. Wir entscheiden uns für die Scheißreifen – mal sehen ob das gut geht!

Die Ersatzkarre  (ebenfalls ein Toyota Hillux) ist leider anders als der geschrottete Vorgänger mit einem sehr kleinen Motor ausgestattet und lässt es auch ansonsten ziemlich an Komfort missen. Am bedauerlichsten ist der Wegfall des Tempomat. Auf den Gravelroads darf man eigentlich nur 80 km/h fahren. Allerdings verleitet der stellenweise recht gute Zustand (der allerdings innerhalb weniger Meter umschlagen kann) schnell zum Rasen. Davor hat mich der Tempomat bislang recht gut bewahrt. Diese Aufgabe übernimmt nun Ina, die bei Überschreiten der 80 km/h unverzüglich und ungefragt Laut gibt. Nicht so schön wie der richtige Tempomat …. aber es hilft vorzüglich.

Im Gegenzug funktioniert allerdings das Warnpiepsen auch nicht, wenn man das Auto mit angeschalteten Schweinwerfern stehen läßt. Wenn das mal gut geht!

Die Autoübergabe (Protokollierung aller Schrammen beim alten aber auch dem neuen Auto usw.) dauert ewig. Als es gegen 6 Uhr geschafft ist, köpfen wir mit Müllers den Whisky, der eigentlich gestern schon dran war und erscheinen reichlich angegiggert beim Dinner. Wir halten uns aber ganz gut und fallen nicht zu sehr auf.

Am nächsten morgen brechen wir in Richtung Norden zum Etendeka Camp auf. Man kann unterwegs sehr schön den Übergang der Namib-Wüste zu normaler (allerdings jahrezeitlich bedingt vertrockneter) Vegetation beobachten.

Hin und wieder hat es den Sand weiter geweht und es tauchen unvermittelt in der Landschaft beeindruckende Dünen auf.

Wir sollen gegen 16:00 Uhr in der Palmwag-Lodge sein, wo uns ein Transfer in das Camp erwartet. Eigene Anfahrt ist verboten oder nicht erwünscht – so ganz genau haben wir das nicht herausbekommen. Das Vehikel ist wieder so ein zum Safarifahrzeug umgerüsteter Landrover. Unser Gepäck wird in einen Anhänger verladen und notdürftig festgebunden. Dann geht es achtzehn Kilometer in die Berge. Wir hätten den Weg auch selbst gefunden aber im Schnitt scheint es schon vernünftig, die Gäste vor einer Eigenanreise zu bewahren. Das mindeste wäre wohl, vorher ein Off-Road-Fahrprüfung zu verlangen.

Schon die Anreise ist ein Art Safari – wir sehen ziemlich viele Tiere: Oryx, Springböcke, Kudu, Strausse, ganz viele Giraffen…. Wir treffen kurz vor Sonnenuntergang im Camp ein. 

Es gibt ein Zentralgebäude, schmucklos aber schön. Und gut in die Landschaft integriert. Recht und links davon sind stabile Zelte mit einer Art angemauertem Sanitairtrakt so aufgestellt, das jeder aus seinem Zelt unbehelligt in die Ferne schauen kann. Die Ferne besteht hier aus sechzigtausend Hektar unbewohntem und unbewirtschaftetem Land. Eigentlich wohnen hier nur Tiere und wir paar Touris sind hier zu Gast. 

Die Zelte haben nur das Notwendigste: ein Bett und auf der von einer sehr schön abenteuerlichen Konstruktion überdachten Terrasse ziemlich bequeme Faltstühle. Es gibt Licht auf Knopfdruck aus batteriegepuffertem Solarstrom. Steckdosen gibt es nur im Hauptgebäude. Um die entbrennt dann ein erbitterte Kampf aller ladewilligen Gäste (ingesamt derzeit 10) unter denen sich ein ziemlich rücksichtsloser Schweizer mit einer extrem nervtötenden Gattin hervortut. Wir haben aber Urlaub und lassen uns nicht zum Kampf stellen 🙂 …. vor allem aber verfügen wir im Gegensatz zu dem Schweizer Einzelkind über eigene Adapter.

Der Clou an den Zelten ist die Dusche. Die besteht aus einem 10l Eimer, der von Hand mit solarwarmen Wasser gefüllt werden muss und unten einen Duschkopf hat … Frisch gefüllt wird er mit einem Flaschenzug auf Überkopf gezogen. Dann kann es losgehen …..wenn die 10l alle sind, ist die Duschzeit vorbei. Man kommt – lernen wir hier – SEHR BEQUEM mit 10 l Duschwasser pro Dusche aus. Ein toller Kurs im sorgsamen Umgang mit Ressourcen.

Das Essen ist hier nicht so ausgefeilt – einfach ein Hauptgang und ein Nachtisch – immer noch mehr, als ich brauche. Und es schmeckt sehr gut. Ich hoffe, die haben mich bei der Einreise nicht heimlich gewogen… Sonst bezahle ich auf dem Heimweg Übergepäck. 

Unser Guide ist aus dem Stamm der Damara – er ist sehr gebildet, kennt sich unheimlich gut mit Mineralien und der afrikanischen Tierwelt aus. Er spricht ziemlich gut Deutsch, Englisch, Flämisch und Französisch …. Ausserdem Afrikaans, drei bis vier weitere afrikanische Stammessprachen.

Das Dinner erklärt er uns auf Damara – das hat unglaubliche Klicklaute. Davon gibt es wohl insgesamt vier verschiedene (bei den SAN (Buschmännern) kommen dazu noch Klatschlaute, die mit der Hand erzeugt werden …. Ich frage mich wirklich, wie sich die San beim Autofahren unterhalten wollen.

Wir befinden uns in den Bergen und es wird abends schnell empfindlich kalt. Am Lagerfeuer halten wir es noch bis Zehn aus. mit uns gemeinsam sitzt ein Paar aus London – vielleicht Anfang/Mitte Dreissig – sehr nett. Die beiden arbeiten in einer Firma für künstliche Knie. Er kann ein wenig Deutsch und will das unbedingt auch ausprobieren. wir haben sehr viel Spass und es kommt auch der Kommunikation zu gute, weil ja Achim und Bärbel nicht so recht englisch verstehen. Seinen Beruf grenzen wir solange ein, bis wir sicher sind, dass er Erbsenzähler (Beancounter) ist.

Ausserdem sitzt Dennis, der Chef des Camps, ein schätzungsweise Fünfzigjähriger sehr faszinierender Südwester mit am Feuer. Er betreibt das Camp seit über 20 Jahren. Sehr angenehmer Zeitgenosse. Ganz grosses Kino ist seine Erklärung des Sternenhimmels, der auf dieser Höhe in einer Klarheit prangt, dass einem das Himmelsgewölbe auf den Kopf zu fallen scheint. Er hat einen waffenscheinpflichtigen Laserpointer, mit dem er bei seinen Erklärungen auf die betreffenden Sterne zeigt.

Irgendwann treibt uns die bittere Kälte in das Zelt.

 

11 Bambatsi

Der Blogeintrag Nummer 11 ist unter mysteriösen Umständen verschollen. Ich schreibe den Blog auf dem iPad in der App Blogpad Pro. Die App habe ich herausgesucht, weil sie eine der wenigen ist, mit denen man Blogs offline erstellen kann und sie dann nur schnell überträgt, wenn man mal Internetverbindung hat…. Ist eigentlich für eine Reise wie diese ganz nützlich. Doof ist aber, dass die App bei schlechter Internetverbindung manchmal einen bereits erstellten Eintrag auf dem Server ohne Rückfrage mit Leertext überschreibt. Das ist mir inzwischen mit einigen Einträgen passiert. Wenn jemand von Euch den ursprünglichen Beitrag Nr. 11 zufällig irgendwie gespeichert, ausgedruckt oder sonstwie archiviert haben sollte, gebt mir bitte ein Zeichen.

Außerdem: wer ein iPad-Programm kennt, mit dem man einen Blog offline zuverlässig editieren und später online aktualisieren kann, der möge mir das bitte mitteilen.

Vorerst bleibt mir nix anderes übrig, als den Tag noch mal aus dem Gedächtnis zu holen.

Wir starten früh bei Eileen. Nachdem wir die 10 km unwegsame Farmzufahrt hinter uns gebracht haben, biegen wir gemeinsam auf die Gravelroad ein. Das Fahren ist heute vormittag wegen dem fehlenden Wind recht mühselig. Müllers fahren vornweg und wir folgen in zweihundert Metern Entfernung. Jedes Auto zieht eine lange Staubfahne hinter sich her, die teilweise die Sicht stark versperrt. Wir haben uns deshalb angewöhnt, ordentlich Abstand zu halten und verständigen uns über Funkgeräte.

Nach einer halben Stunde Fahrt springt plötzlich hinter Müllers Auto ein Kudu auf die Fahrbahn. da wir genügend Abstand haben, kann ich mit einer Notbremsung gut anhalten. Als wir stehen, schaue ich beruhigt zu Ina und will gerade sagen: Noch mal Glück gehabt… Als es von hinten rumst und wir mit dem Auto einen ordentlichen Satz nach vorn machen.

Ein Afrikanerlein hat mit seinem altersschwachen Vehikel unser Bremsmanöver nicht parieren können und ist uns hinten drauf geraucht. Wahrscheinlich wollte er uns gerade überholen. Nun hat er einen passablen Totalschaden bei seinem Auto. Unser linkes Heck ist auch weitgehend klar.

Niemand ist ernstlich verletzt … Seine Beifahrerin (Schwester) hat sich aber zumindest soweit weh getan, dass wir vorsichtshalber einen Krankenwagen rufen. Der nächste grössere Ort ist nur fünfzehn Kilometer entfernt. Entsprechend schnell kommt der Wagen und auch die Polizei, die den Unfall aufnimmt.

Wir müssen mit auf die Station, um das Protokoll aufzunehmen. Das dauert geschlagene drei Stunden. Vor allem hängt es daran, dass der freundliche Beamte wohl sehr ordentlich schreiben kann aber ganz offensichtlich nicht weiss, was die Buchstaben bedeuten. Er malt die Buchstaben aus einem anderen (früheren) Bericht einfach ab. Was sich unterscheidet, schreibe ich auf einem Zettel in Druckbuchstaben vor und er überträgt es dann in das Protokoll. Allein unsere Namen und persönliche Daten müssen viermal an verschiedenen Stellen in unterschiedlichen Konstellationen eingetragen (hineingemalt) werden….

Der Mann gibt sich wirklich Mühe…. Schimpfen hilft also nicht. Schimpfen würde aber auch nicht helfen, wenn er sich keine Mühe geben würde. 

Während ich drinnen mit den Schwierigkeiten des temporären Beamtenanalphabetismus kämpfe schwitzen meine Mitreisenden auf dem 43 Grad (im Schatten) Innenhof der Station. Später erfahre ich, dass sie der Fütterung der Gefangenen zusehen konnten. Ausserdem hat sich ein älterer Polizist, der mir eigentlich wegen seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aufgefallen war unzweideutig an Bärbel und Ina gewandt. Er wollte den Whisky aus unserer Kühltruhe haben. Irgendwie haben die Mädels das mit Charme und der Vorgabe, nicht recht zu verstehen abgewendet.

Irgendwann ist es dann doch in der Station für mich geschafft.

Mittlerweile hat sich auch herausgestellt, dass der Unfallverursacher nicht versichert ist (in Namibia gibt es kein HaftPFLICHT)…. Da der arme Kerl mindestens mittellos ist, wird der Schaden vorerst über unsere Kasko abgewickelt und die wird dann versuchen, sich das Geld bei dem Mann wiederzuholen.

Mit der Autovermietung kläre ich, dass wir erst mal mit dem notdürftig geflickten Auto zum nächsten Quartier fahren und die uns dann dort ein Neues hin bringen. ….im Prinzip also ausser der Nerverei alles noch mal gut gegangen.

Wir schaffen es dann kurz vor Sonnenuntergang zur Gästefarm Bambatsi. Die liegt auf einerAnhöhe mit unglaublichem Blick auf das Umland. Die Farm hat ein paar Gästehütten die alle „mit Blick“ an die Kante des Plateaus gebaut sind. Der Farmer heisst Gerald. Er ist so eine Art südafrikanischer Otto Bunzel …. Wer Otto nicht kennt: dick, nicht aus der Ruhe zu bringen, ganz unterhaltsam und ein wenig rechthaberisch.

Es gibt ganz ausgezeichnetes Abendessen. Danach sinken wir erschöpft in die Kissen

10 Erongogebirge /Eileen

Wir frühstücken noch schnell in der Pension, fahren dann noch mal in das Städtchen, wo wir unsere vollkommen versandeten Kameras durchpusten lassen sowie unsere Vorräte an Wasser, Whisky und Diesel auffüllen. Am Ende kommen wir erst gegen 10 Uhr los. Wir könnten auf einer gut ausgebauten Teerstraße nach Osten fahren, nehmen aber einen Umweg über das nördliche Hentjesbay. Das war füher ein reiner Bade/Urlaubsort für die Einheimischen (ein Oberst Namens Hentjes hatte so eine Art Männerselbsthilfegruppe gegründet, die anfangs allein, später mit den Familien immer im Sommer dort Urlaub machte. Mit der Zeit wurden das immer mehr Leute … und nun ist es auch schon fast eine Stadt. Im Bewußtsein der Namibier bleibt es aber eine Urlaubsklitsche. Das Wetter ist grau und windig. Der Ort wirkt vollkommen ausgestorben …. kein Wunder ….. in Namibischen Jahreszeiten entspricht das ungefähr dem März im Ostseebad Prerow. Entsprechend launig tobt hier auch das Leben …. das einzige was tatsächlich tobt, ist das Meer. Ina besteht auf Ihrem Menschenrecht, frei bestimmt entscheiden zu können, wann sie badet und wann nicht. Wir fahren also in dem Gruselwetter unter den neugierigen Blicken der renovierenden Afrikanerlein mit den Autos auf den ausgestorbenen Strand, Ina wirft sich in Badeuniform und verschwindet in der Gicht. Ich glaube, so ein wildes Meer habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Ina kommt unversehrt und fröhlich wieder ins Trockene. Wir brechen in Richtung Erongo-Gebirge auf. Da wir direkt auf Meeresebene starten und unser erster Stopp in ca. 60 km an der Spitzkoppe sein soll, deren Umland fast 1000m hoch ist, erwarten wir eine Bergfahrt. Die Fläche steigt aber vom Meer so unmerklich und gleichmässig an, dass man den Eindruck hat, in plattem Land zu fahren. Recht bald sieht man auch schon Berge in der Ferne…..in jede Richtung kann man fast unendlich weit schauen….  das ist also wie eine ganz leicht geneigte Platte, die sich über fast 100km auf einer Breite von bestimmt auch fast 100km erstreckt. Am Ende ist die Platte wirklich 900m hoch. Das Gehirn weigert sich. Die Spitzkoppe selbst ist fast 1.800 m hoch. Die Launen der Natur haben hier aus dem rötlichen Sandstein wunderliche Gebilde geformt. Zwischen diesen Gebilden kann man auf abenteuerlichen off-Road Wegen wie in einer Ausstellung umherfahren. Ich hatte das in meinem Bewusstsein gar nicht so als Attraktion abgespeichert – eher unter „noch ein Berg mit etwas umherlatschen“. Es ist aber in höchstem Maße wundervoll. Meine Mitreisenden müssen mich unter Verweis auf die bis zum Sonnenuntergang verbleibende Strecke von dem Ort losmeiseln. Es folgt eine wundervolle Fahrt durch das Erongogebirge. Pünktlich mit Sonnenuntergang erreichen wir die Farm („Eileens Guest Farm“). Eileen stellt sich als ein gut beleibter Mittsechziger „Südwester“ heraus, der die Farm vor ca. 20 Jahren übernommen hat. Die Enttäuschung über den Schwindel (ich hatte mir unter Eileen eine schmucke Holländerin vorgestellt) legt sich beim Abendessen. Die Beiden kochen ein Festessen. Gemeinsam mit einem ganz lustigen gemischten Doppel von drei Tierärzt(inne)en und einem studierten Agrarwirt verbringen wir unter nicht endend wollenden – gleichwohl recht interessanten Erläuterungen des Gastgebers den Abend. Am nächsten Tag schlägt uns „Eileen“ einen Ausflug zu den Buschmännern vor – das Schild „living Museum“ haben wir bereits bei der Herfahrt gesehen. Wir sind gemässigt skeptisch, lassen uns aber überreden. Unser Gastgeber hat gemeinsam mit einigen anderen Farmern ungefähr 40 km von der Farm entfernt ein paar Buschmännern die Möglichkeit gegeben, so eine Art Open Air – „Folkloretheater“ aufzumachen. Da die San viel weiter im Norden in unzugänglichen Gegenden in oft großer Armut leben, versuchen die Farmer damit, den Buschmännern zu helfen. Die wechseln aller 6 Wochen das Personal und bestimmen aus ihrem Kreis ca. 20 Leute, die dann in dem Areal durchreisenden Touristen gegen Geld zeigen, wie sie leben. Das ist viel interessanter, als es sich anhört. Ein englischsprechender ca. 30 jähriger San und ein fast doppelt so alter, der nur in Klicklauten redet, führen uns durch den Busch und zeigen uns wie sie Vogelfallen stellen, Springböcke fangen, mit Pfeil und Bogen jagen und mit ein paar Stöcken und trockenem Gras Feuer machen. Alles vollkommen ohne gewohnte industrielle Produkte. Kein Strick, kein Stoff, kein Baumarkt, kein Feuerzeug. Sehr interessant. Am Ende sehen wir noch wie die Frauen mit ihren Kindern aus Schalen von Strausseneiern Schmuck basteln.   In einer Art vorindustrieller Serienfertigung. Alle zusammen singen und tanzen uns noch etwas vor, was sehr fein gewebte Rhythmen und etwas gewöhnungsbedürftige Sangeskünste miteinander verbindet. Während wir dem Stammestreiben zuschauen kommen die Sprösslinge aus der Schule….. Naja, wenig verwunderlich, wie alle zehnjährigen Kids bei uns: lässige Klammotten und Nike- Sportschuhe … Sie verschwinden kurz hinter dem Felsen und erscheinen dann als schwarze Ureinwohner wieder. Klingt aber mehr nach Theater, als es ist …. Wie sollen sich diese Urvölker unserem Zivilisationsdruck entziehen. Der Farmer erzählt uns später, dass es bei den San hinter dem Felsen einen sogenannten Nokiabaum gibt …. Dort ist die einzige Stelle weit und breit, wo es einigermassen Mobilfunkempfang gibt. da hängen alle ihre Handies dran … Und wenn dann ein Handy klingelt, rennen alle hin, um zu schauen, ob es vielleicht ihr Handy ist. Sehr ambivalent, das alles….aber es hat sich gelohnt. Den Nachmittag verbringen wir bei Karl, dem 75 jährigen Farmnachbarn von Eileen. Der hat auf seiner Farm alte Felszeichnungen, die wir uns angucken. Angeblich sollen die 5…..10.000 Jahre alt sein. Ist wahrscheinlich Quatsch aber schön sind sie trotzdem und interessant ist es allemal. Abends dann ein oppulentes Grillmenü – Kudu, Springbock und wasweissich zu Steaks und Bratwürsten verarbeitet. Alles vom Gastgeber selbst geschlachtet und bereitet. Sensationell. Zum Grillen hat der Gastgeber sowieso in besonderes Verhältnis. Bis vor 10 Jahren hat er auf dem Farmgelände in einer Art überdimensionalem Dauerbrandofen Holzkohle hergestellt (täglich 24 Tonnen Holz verarbeitet) und an Toom nach Deutschland verkauft .

09 Swakopmund

Wie fast an allen Stationen unserer Reise haben wir auch in Swakopmund einen ganzen Tag (zwischen zwei Übernachtungen)  Für diesen Tag haben wir schon in der Little Sossus Lodge telefonisch Ausflüge gebucht:

Früh (nur Ina und ich) die „Dolphin Tour“ in  der Walvis-Bay und ab Mittag wir alle zusammen die Sandwich Harbour Tour

Da es jetzt schon ziemlich spät ist, nur in Stichworten und der Rest  in Bildern. Der Ausflug in die Bucht war grandios. Es hatte zwar etwas von einer Zirkusvorführung, weil die Robbe, die an Bord des Schiffes kam, einen Namen hatte und  sehr zahm war. Die Pelikane waren ebenfalls alle „persönlich bekannt“. Bei den Flamingen und den Delphinen bin ich mir da nicht so sicher…… aber die Kapitänin hatte den Namen eines der Viecher auf den Unterarm tätowiert („wahre Liebe herrscht nur unter Tieren“ – diesen Satz sagt sie immer wieder …. wer hat das Mädchen so enttäuscht?)

Wie das auch alles zusammenhängen mag – der Ausflug war wirklich toll und ich kann das jedem empfehlen, den es mal hierher verschlägt.

Zurück im Hafen treffen wir Müllers wieder. Sie sitzen schon in einem Landrover. Wir noch dazu. Der Fahrer heißt Jürgen und spricht trefflich deutsch…… Muttersprachler. War früher Geologe und hat in verschiedenen Minen in Namibia, Südafrika, Australien und Canada gearbeitet. Nun ist er scheinbar Pensionär oder hat jedenfalls keine Arbeit mehr in seinem eigentlichen Beruf oder keine Lust, oder er war nie Geologe….. ist auch nicht wichtig. Das hier macht er seit circa drei Jahren und er macht es recht gut.

Wir fahren über die Salzfelder, in denen dem Meer durch Verdunstung Salz abgerungen wird. Eine Million Tonnen pro Jahr. Die riesigen Becken werden so gefüllt, dass am Ende ca, 30 cm Salz zurückbleiben. Die werden dann mit einer Erntemaschine abgehobelt. Das Salz wird dann noch irgendwie gereinigt…. reines NaCl … keine Zusätze, keine anderen Mineralien. Damit kostet es ca. das dreifache von normalem Speisesalz. Es wird ausschliesslich industriell verwendet (Reinigungsmittel und wasweissich). Danach rösten wir durch die Dünen nach Sandwich Harbour, wo die Dünen tatsächlich bis an den Atlantik heranreichen. Jürgen röstet wie ein Besengter durch die Dünen. Wenn ich so fahren würde, hätte ich schon sichtbare Zeichen der Züchtigung.

Wieso vertrauen Frauen anderen Männern mehr als den eigenen? Hier die dazu gehörigen Bilder. Morgen geht es dann unwiderruflich ins telekommunikative OFF.

Abends… dann noch Stadtrundgang …. nun ja ….  Kleinstadt … irgendwie erinnert alles an Deutschland und es ist auch alles sehr ordentlich…. vielleicht wie bei einem sehr sehr ordentlichen Türken,…. es bleibt eben irgendwie unwirklich exotisch….

Aber das Städtchen bringt irgendetwas in mir zum Schwingen. Wir hätten hier gut und gern noch einen Tag zubringen können …. findet auch Ina. Bärbel wollte in der Planung uns drei Nächte buchen…. wir wollten aber nicht in die Stadt, sondern in die Wildnis …..So etwas weiss man glücklicherweise immer erst hinterher

08 nach Swakopmund

Wir starten wieder früh. Irgendwie zwingt Afrika uns seinen eigenen Rhythmus auf. Ab 09 Uhr werden wir langsam müde und 10:00 Uhr ist Farmers Bettruhe, der wir uns anschließen. Damit fällt das frühe Aufstehen ganz zwangsläufig leicht.

Die Straße – oder das, was man hier Straße nennt (unser Navi sagt immer „biegen Sie ein in den GRAAAVEL“) führt noch mal an Sesriem vorbei und läuft dann weite Strecken parallel zur Namib-Wüste. Die Strecke ist nicht besonders unterhaltsam aber fährt sich ganz gut. Wir machen einen ersten Stopp in Solitaire. Eigentlich nur eine Tankstelle mit angeschlossener Lodge. In diesem öden Landstrich (im Süden grenzen Offroad-Fahrlehrer Uwes 350 Quadratkilometer an) bildet so eine Kombinaton aber so etwas wie das kulturelle Zentrum eines ganzen Gebiets. Entsprechend viele Autos halten auch dort. Für namibische Verhältnisse fast ein Autocorso. Neben der Tankstelle und der Lodge gibt es auch noch eine Bäckerei, deren überaus dicker Bäcker einen angeblich weit über die Landesgrenzen hinaus berühmten Apfelstreuselkuchen backt. Wirklich lecker!

Wir teilen uns ein Stück und nehmen 4 weitere für ein Picknick mit.

 

 

 

 

Zweite Attraktion in Solitaire sind die Erdmännchen. Ich suche und finde sie auf dem Vorplatz der Tankstelle in der Sonne. Alle sind sehr zutraulich und kommen gern auf Fotoentfernung heran. Eines ähnelt (wie eigentlich alle Erdmännchen) sehr unserem Fußballbundestrainer. Ich nenne es demzufolge Jogi. Schräg von hinten sieht es dann aber eher aus wie das Otto-Waalkes-Faultier aus IceAge

Es entspinnt sich ein irrwitziger Fotofight zwischen Jogi und mir. Jogi möchte beim Männchenmachen unbedingt nur als Silhouette abgelichtet werden. Er achtet also immer peinlich darauf, dass er sich immer zwischen Sonne und mir befindet. Ich aber möchte ihn gut ausgeleuchtet haben. Also versuche ich, mich zwischen ihn und die Sonne zu schieben, damit er beim Männchenmachen die Sonne im Gesicht hat. Es braucht sehr viele Anläufe und Tricks, bis ich das schaffe.

Die Weiterfahrt ist halbwegs ereignisarm bis die Straße durch einen Canyon führt. Wir fahren kurzentschlossen von der Strasse ab und biegen in das Flussbett ein.

Zurück auf der Straße, die nun recht bald den Unterhaltungswert der Autobahn Berlin-Stralsund bekommt, kämpfen wir uns die letzten 100 km in Richtung Walvis-Bay. Je näher wir der Küste kommen, bläst der Wind kräftiger. Die 30 km von Walvis-Bay nach Swakopmund fahren wir nur noch sehr langsam in einem recht beachtlichen Sandstürmchen.

Abends essen wir Fisch auf der Seebrücke. Die Brücke ist über 100 Jahre alt, in den Neunzigern abgebrannt und irgendwann um 2010 neu aufgebaut. Seitdem gibt es dort auch ein Fischrestaurant. Wir reiten rechtzeitig zum Sonnenuntergang dort ein – sehr dekadent! Ansonsten: Lecker Klipfish mit leider kalten Pasta.

 

07 Sossusvlei

Heute ist schon Freitag… ich muss also mal schnell den Mittwoch, den Donnerstag und heute nachschreiben. Das ist gar nicht so einfach – Hochleistungstourismus mit grosser Erlebnisdichte, dann das Ganze auch noch aufschreiben, Bilder einfügen und dabei zufriedene Freunde und eine zufriedene Frau haben. Ich habe die Drei jetzt erst mal an das Wasserloch in ein paar Kilometer Entfernung gehen lassen, damit die hoffentlich dort ausreichend Tiere sehen können und ich hier in Ruhe schreiben kann.

Im Gehen haben sie mir noch aufgetragen (als ob ich das vergessen könnte :-)), Pia, alles Gute zum Geburtstag und von uns allen einen dicken Kuss zu senden. PIAAAAA: KUSSSS!

Mittwoch:

Wir frühstücken gewohnt zeitig und brechen dann unverzüglich von der Büllsport-Farm auf. Der Weg nach Sossusvlei ist kurz – vielleicht 120km …. aber wir wollen heute schon noch mal in die Dünen fahren. Ich selbst habe nur ungenaue Vorstellungen, wie das ablauftechnisch alles zusammenhängt, weil Bärbel und Ina die Hauptlast der Planung auf ihren Schultern tragen und ich quasi gemeinsam mit Achim hinterhertrabe. Das ist aber sehr angenehm – außerdem kommt es unterwegs sowieso immer noch mal anders.

In diesem Fall ist es ein Hinweisschild, wo 10km abseits unserer Route Namibias erster und einziger Weinbauer residieren soll. Wollen wir sehen. Vorher sehen wir noch so einen sagenhaften Straßenhobel, der die Gravelroad planiert.

Wir biegen also zu dem Weinbauern ab. Wie mag das in diesem wasserarmen Land mit Weinbau funktionieren? Es gibt ja kaum genügend Wasser, um 500 Rinder auf 300 Quadratkilometer zu versorgen. Das muss man mal sacken lassen. Land ist hier ohne Wasser quasi nix wert. Als ich bei Ababis davon schrieb, dass sich der Schwiegervater die 350 Quadratkilometer einfach nur so „zum Jagen“ gekauft hat, habe ich noch gedacht: was für ein Snob. Inzwischen wissen wir zwar immer noch nicht genau, was der Mann Ende der 1980er für das Land bezahlt hat, wissen aber, dass es ziemlich sicher sehr viel weniger als eine 50 Quadratmeter Eigentumswohnung in Dresden gekostet hat.  

Ja – und nun baut hier ein Verrückter Wein an?

Naja – erstens ist es nicht wirklich viel Wein und zweitens offensichtlich aus Verrücktheit und dem Bedürfnis heraus, es jemandem zu beweisen entstanden. Der Ur-Weinbauer hat auch schon das Handtuch geworfen und seit drei Jahren gehört das Weingut vier Holländern aus Windhoek. Die bauen jetzt noch eine Sorte Wein an und verkaufen aber zehn Sorten, von denen sie behaupten es sei ein „Verschnitt mit Südafrikanischen Weinen ….. tolle Idee und die Touris kommen in Scharen …. wir ja auch 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Weinanbau ist eigentlich simpel: Man stellt in die Namibische Steppe ein Feld voller Pfosten zum Ranken und legt eine Matrix von Tropfschläuchen. Das Wasser kommt per Windkraft und/oder Elektrizität und dem schon bekannten Luftpumpenprinzip aus einem 40m tiefen Brunnen. Und dann wächst da eben Wein. Der Boden ist zwar nicht besonders gut (sehr kalkhaltig) aber dafür gibt es genügend Sonne.

Wir bestehen darauf, unbedingt unverschnittenen Wein zu kosten. Ja, das ist Rotwein, lohnt aber leider die Mühe nicht. Wir nehmen aus Mitleid für 23,00 EUR eine Flasche mit, verzichten aber auf die eindringlich angebotene „Große Verkostung“.    

Auch dem kostenpflichtigen Rundgang entziehen wir uns – nicht zuletzt wegen dem absolut unverständlichen Englisch der potentiellen Führerin/Kellnerin

 

 

 

Weiter geht es zum Sossusvlei. Ih schreibe jetzt mal gleich, was ich inzwischen weiss, bei der Anreise aber noch nicht wusste. Ein VLEI ist holländisch für eine zeitweise von Wasser geflutete Fläche. Hier passiert das so: Die Namibwüste besteht aus Erosionssand, der über Jahrtausende durch den Wind im Küstenstreifen verteilt wurde und dort die markanten rotblonden Dünenlandschaften zusammenwehten. Jedes Jahr zur Regenzeit stürzten die Flüsse aus dem nahen Naukluftgebirge in Richtung Meer und schlugen dabei eine Schneise in diese Dünen. Irgendwann siegten die Dünen und die Flüsse erreichten das Meer nicht mehr. Sie bildeten riesige Wasserflächen, die dann immer in der Trockenzeit wieder verdunsteten. So bildete sich von Sesriem  (Eingang des Sossusvlei) in Richtung Meer ein ca. zwei Kilometer breites und sechzig Kilometer langes Tal, welches   von bis zu dreihundert Meter hohen Dünen eingefasst ist. Höhere Dünen gibt es wohl nur noch irgendwo in China.

Durch das Tal führt eine asphaltierte Straße. Am Ende des Tals gibt es dann einige kleinere Vleis. Die erreicht man dann teilweise noch über eine Sandpiste, die nur noch Offroader befahren dürfen. Auf die Dünen kann man dann raufkraxeln – doch dazu später mehr.

Wir kommen am Gate in Sesriem an. Dort notiert ein Afrikanerlein, der sich leider keine Autonummern merken kann unsere Nummern und Namen in einer langen Liste. Das läuft so: vorn Nummer kucken, ersten Buchstaben merken, zu Seite gehen, uns streng ansehen, den ersten Buchstaben aufschreiben, wieder vor, den zweiten Buchstaben….. dann die Zahlen….. Bürokratie funktioniert über alle kulturellen Grenzen hinweg ähnlich. 

Nach zehn Minuten können wir einfahren. Wir kaufen die Eintrittskarte – hier als Permit getarnt. Dann fahren wir in unsere Lodge. Innerhalb des gesamten Gebiets gibt es eine einzige Lodge (Sossus Dune Lodge) mit gefühlt 15….20 Bungalows. Sie liegt fast am Eingang des Tales. 

  

Jeder Besucher des Parks darf (eigentlich) erst mit Sonnenaufgang (ca. 7:00) in den Park und muss ihn spätestens mit Sonnenuntergang verlassen. …..außer die Gäste dieser Lodge. Die Lodge ist entsprechend schon viele Jahre im Voraus ausgebucht und zählt auch durchaus zu den monetären Höhepunkten unserer Reise.

Wir checken ein, machen eine kurze Rast und brechen dann in Richtung Dünen auf. Der Erklär-Afrikaner im Hotel hat gesagt, wir sollen am Besten erst mal ganz hinter zum Sossusvlei zu berühmtesten aller Dünen („big Mama“) fahren und dann den Sonnenuntergang an der Düne 45 (liegt am km 45 von Sesriem aus gemessen) anschauen. So machen wir es auch. 

Trotz Asphalt darf man nur 60 Stundenkilometer fahren …. das zieht sich ganz schön. Am Ende kommt ein normaler PKW-Parkplatz wo alle aussteigen müssen, die kein Allrad haben. Wir haben aber und dürfen uns weitere 5 Kilometer durch den Sand wühlen. Am Ende kommt ein schattiger Sandplatz mit erstaunlich grünen Bäumen… grüner als alles, was wir bislang in Namibia sahen … so hatte ich mir Wüste eigentlich nicht vorgestellt.

 

Wir balancieren auf dem Grat der „Big Mama“ nach oben. Durch den starken Wind ist es keineswegs einfach, sich oben zu halten. Ina, die solche „Gratwanderungen“ nicht mag, wählt irgendwann eine Alternativroute. Als wir es alle geschafft haben, rutschen wir den Sandhaufen wieder runter. Obwohl das recht steil ist, kommt man nicht wirklich ins Gleiten. Ich habe mir todesmutig die steilste Passage ausgesucht und muss trotzdem immer wieder nachhelfen um nicht wie ein Drops im Sand steckenzubleiben. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir wühlen uns durch den Sand zurück und eilen zur Düne 45 für den Sonnenuntergang. Den ganzen Tag über war der obligatorische blaue Himmel. Als wir an der Düne 45 ankommen, ist noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Sonnenuntergang. Ein Sonnenuntergang ohne Sonne ist aber ziemlich doof … Die Afrikaner haben die Sonnen mit einer dichten Wolkendecke verborgen. Wir knipsen trotzdem die Speicherkarten voll. Im letzten Augenblick reissen die Wolken in Richtung Sonne doch noch auf …. Wir sehen wie sie „einditscht“. Leider habe ich diese Kitschbilder nur auf der Festplatte und nicht im iPad…..aber hat jeder schon oft auf irgendwelchen Hochglanzfotos gesehen …. Riesengroße rote Sonne, im Vordergrund ein kahler Baum und dahinter die riesigen Sanddünen – fein gemacht, lieber Schöpfer!

Anschließend zurück in die Lodge. Die Bungalows sind schon echt toll gemacht. Jeder hat eine Terrasse, von der man die Unendlichkeit der Sanddünen bewundern kann, innen durchaus aufwändig, aber mit namibischen Gimicks durchsetzt …. der Kühlschrank hat zum Beispiel eisgekühltes Wasser ….. untrinkbar, weil zum Block gefroren. Der Strom ist sauber in Bodentanks verlegt.  Von dort führen aber abenteuerliche Strippen und Verteiler durch den Raum. Ich will gar nicht meckern – es fällt mir aber auf ….und ist eine von mir schon öfters beobachtete Macke von „Designhotels“ ….auch in Europa….. Form verhindert Funktion!

Donnnerstag:

Wir stehen 5:00 Uhr auf, Duschen, packen und lassen die gepackten Taschen im Zimmer. Wir bekommen einen Kaffee, ohne jede Gefahr einer Koffeinvergiftung – Kaffee Zero sozusagen – Null Koffein, Null Geschmack…..

Wir brechen gemeinsam mit allen anderen Bewohnern in Richtung BigDaddy auf …. das ist eine große Düne links des Sandwegs zur BigMama. Dort soll der Sonnenaufgang besonders eindrucksvoll sein. Das haben die Leute im Hotel natürlich nicht nur uns erzählt. Also haben ein Sammeltransport mit 12 Leuten in einem Allradsprinter mit einer Art Papamobilaufbau und weitere 4 bis 5 Autos das gleiche Ziel. An der Düne kommen wir als letzte an, weil alle anderen wie besengt losrennen.

Vorerst bleibt der Grund hierfür im Dunklen ….. ich vermute, es ist die Angst, den Sonnenaufgang zu verpassen. Wir gelangen nur mit knapper Not rechtzeitig auf den Kamm der Düne und ich geniesse japsend das Schauspiel.  Das ist schon sehr beeindruckend.

 

Wir  betrachten gemeinsam mit allen anderen erstaunlich einträchtig und leise, wie die Sonne ziemlich schnell  beachtlich hoch steigt. Dann setzt ein Wettbewerb um ein Fotostück unberührten Dünenkamms ein. Natürlich will jeder ein Foto von sich, wie er auf dem Dünenkamm  steht und möglichst hinter ihm  keine Spurren auf dem Kamm sind. Außerdem ist der unberührte Kamm selbst ein lohnendes Motiv. Einige sind echt mit schwerster  Ausrüstung angerückt.  Es ist ein lustiger Widerspruch zwischen den realen Tatsachen – nämlich das wir zu zwanzigst auf diesem Dünenkamm umeinander herumlavieren und dem Bemühen aller, in diesem Gewusel Fotos mit dem Eindruck größtmöglicher  Einsamkeit  zu schießen. Irgendwann hat aber jeder sein Fotos und es entsteht ein Zeitraum von villeicht 30 Minuten, wo man einfach nur sitzen und schauen kann — dann kommen die Tourischaren, die am Gate auf  den frühestmöglichen Einlass gewartet haben. Wobei nicht zu verstehen ist, warum die unbedingt so zeitig rein wollen. Der Sonnenaufgang ist doch nun eh´vorbei. Ich möchte jedem, der hier herfährt empfehlen, wenn möglich eine Nacht in der DuneLodge zu verbringen.Wenn das nicht  möglich ist,  sollte man sich Zeit lassen und lieber erst etwas später reinfahren.  So gegen Mittag leert sich das Tal zügig. Freilich  wird es dann heiß – aber es ist dann trotzdem viel schöner. Bei uns war es eigentlich auch Mittags gut auszuhalten. Es geht immer ein Wind.

Als wir genug geschaut haben, nutzen wir unsere Erfahrungen vom Vortag und fotografieren gegenseitig, wie wir die Dünen herunterrennen. 

 

 

 

Der  Abstieg führt in das „Dead Vlei“ …… Eine Typische  weiße aufgerissene Vlei-Kruste – allerdings mit sehr vielen malerischen Baumleichen . Unten leeren wir erst mal die Schuhe …. ich summe den Schlager von (vermutlich) Brit  Kersten (… ich hatte Sand im Schuh und blieb stehn – da kamst Du vorbei….). Wir  machen wieder  reichlich Fotos von der malerischen Kulisse 

 

Wir fahren noch mal zur BigMama und frühstücken dort im Schatten der Bäume….

 

Anschließend wandern wir in die Dünen in Richtung Atlantik. Alles wirklich sehr schön und ausser für Sandallergiker sehr zu empfehlen.

 

Rückfahrt über Düne 45 – nun ist das Tal schon wieder fast leer.  Noch ein Ausflug in den Canyon am Eingang  des Tales in Sesriem. Der Fluss hat sich  dort tief eingegraben. Der Canyon gab Sesriem den Namen …. er ist  „sechs Riemen (alte Masseinheit)  tief“.

Anschliessend Raus aus  dem Tal und 40km in die Little Sosssus Lodge. Die haben wir eigentlich gebucht, weil wir nicht  wie gewünscht  für 2 … 3 Nächte in die Dune Lodge konnten. 

Heute,, am  Freitag waren  wir nur ein wenig wandern entlang eines Flusses,  der – hier ganz ungewöhnlich – ganzjährigg Wasser führt. Entsprechend viel Vegetation,  Affen und Vögel. Die AAffen haben wir nur in der Ferne  gesehen …. da hatt Bärbel eben ersatzweise frische Affenkacke fotografiert. Und ich habe fotografiert, wie sie frische Affenkacke fotografiert. man muss sich nur zu helfen wissen.

Morgen geht es nach Swakopmund – dann kommt eine weiter internetfreier Teil, so dass ich möglicherweise erst in einiger Zeit ein Update online stellen kann. Wir werden sehen. 

Ein herzliches Prost noch mal an Pia!

06 Die Köcherbaumschlucht

Heute soll es in die Köcherbaumschlucht gehen. Wir fahren reichlich zwei Stunden mit dem farmeigenen Vielpersonen-Jeep (sehr properer Landrover mit insgesamt 11 Sitzen) in das Naukluftgebirge hoch. Die meiste Zeit, bis fast auf den Gipfel geht es durch BüllsPort-Farmland. Das kann mn allerdings nur daran erkennen, dass wir anfangs von der Gravelroad in ein Tor einfahren. Später weit oben im Berg zeigt uns der guide di ebenfalls mit einem Zaun gesicherte Grenze zum Naukluft-Nationalpark. Mit Zäunen haben es die hier gewaltig.

Unser Guide ist ein kleines nettes Afrikanerlein, welches sogar von Bärbel mit ihren mutmasslichen 1,62m gut überragt wird. Neben mir sieht er aus wie ein Zwergpygmäe. Bärbel hat uns beide zusammen fotografiert.

Wir sind sieben Gäste auf dem Jeep. Drei Engländer und unsere Kleinstgruppe. Unser kleiner Guide gibt sich viel Mühe, uns auf alles Getier aufmerksam zu machen, was in Sichtweite gerät: Kudus, Springböcke, Klippspringer, die mit ihren kurzen Beinen wie Dackelrehe aussehen, Bergzebras, Klippschliefer, Ratten, allerlei Vögel, ein Waran. Die Aufzählung ist lang aber nicht aufregend. Insgesamt ist es aber ein tolles Schauspiel, wie wir uns immer weiter auf sehr schwierigem Untergrund in das Gebirge reinfressen. Gigantische Ausblicke, bleiche Frauengesichter an Abgründen und eben immer wieder allerlei Fauna.

Aber auch Flora. Uns fällt allen auf, dass sich unsere Augen offenbar normalisiert haben. War die Gegend vorgestern noch einheitlich sandgrau, so leuchten für uns inzwischen die Berge in allen möglichen Braun- und Rottönen und die Vegetation zeigt alle Abstufungen vom dürren Gelb bis zum frischen Grün. Wir wissen nicht, ob das nun an andrem Licht liegt oder ob wir uns wirklich erst mal „einschauen“ mussten. Jedenfalls finde ich heute die Landschaft, die auf mich vorgestern noch leicht depressiv-öde wirkte (was ich so nicht geschrieben habe, weil ich nicht als Meckersack gelten wollte)…. finde ich also unbeschreiblich überwältigend. Man muss halt Geduld haben mit seinen Eindrücken

Das ist natürlich einfacher, wenn man Zeit hat und halbwegs seinem eigenen Rhythmus folgen kann. Mit Müllers geht das ganz prächtig. Auf dem Herflug kamen wir irgendwie auf das Buch „Hummeldumm“ von Tommy Jaud zu sprechen, was von einer halbwegs fürchterlichen Gruppenreise nach Namibia erzählt – nicht besonders tiefschürfend, aber ganz lustig und gut beobachtet. Eine ganz ähnliche zehnköpfige Gruppe sass gestern Abend mit uns gemeinsam am Farmertisch. Zwei hübsche junge Schwestern (Mitte zwanzig), die die Reise gebucht hatten, „um mal wieder gemeinsame Zeit zu verbringen. Vier teilweise recht wunderliche Einzelfrauen zwischen Ende Fünfzig und Anfang Siebzig und dazu noch zwei Ehepaare, die wohl auch auf die Sechzig zugehen. Die Vorstellung, mit einer solchen Truppe im Reisebus durch Namibia zu schaukeln bereitet mir Atemnot. Besonderes Mitgefühl verdienen wahrscheinlich die beiden mitreisenden Ehemänner. …. wie komme ich jetzt eigentlich darauf: ach ja, wegen dem eigenen Rhythmus. Habe jedenfalls diese Nacht ganz schlecht davon geträumt, in eine solche  Gruppenreise hineingeraten zu sein.

Zurück in die Wirklichkeit! Wir kommen also oben an und werden dann von unserem Guide in die Schlucht geschickt …. er wartet dann unten wieder mit dem Jeep, sagt er. Die Engländer rennen vornweg, was uns recht ist. Wir lassen sie außer Sichtweite, um Einsamkeit zu bekommen. Das Tal erweist sich als sehr schön und ziemlich grün. Irgendwie ist es eine Mischung aus dem Riesengebirge (Abstieg an der weissen Elbe) und einem Tal, welches Ina und ich mal inmitten von Australien  (Herrmannsburg) sahen … das Palm-Valley. Den Namen hat die Köcherbaumschlucht von ….na? …. na? ….. jaja …. aber wer weiss schon, wie Köcherbäume aussehen? Auch hier kann ich Abhilfe schaffen, sobald das Internet mitspielt.

Durch das Tal windet sich anfangs ein ausgetrocknetes Flußbett. Recht bald findet sich aber auch das zugehörige Wasser. Erst in kleinen Billabongs, später fließt tatsächlich ein Bächlein, welches immer mal wieder kleine Seen bildet.

Ermuntert durch das viele Wasser trumpft die Natur – besonders die Flora –  hier ordentlich auf. Neben den namengebenden Bäumen, die wirklich putzig aussehen gibt es Feigenbäume, viele andere, mir unbekannte Bäume, vieles stark riechendes Kraut und Gras. Es riecht oft wie bei Johann Lafer in einer Kochshow (ich war noch nie in einer, vermute aber, dass es da ähnlich gut riecht), manchmal aber auch wie in einem Bioduft-Laden. Oft ist es so eine Mischung aus Rosmarin und Minze.

An einem der Tümpel, die mit sehr klarem Wasser gefüllt sind, machen wir Rast und springen hinein. Der Farmer meinte gestern, wir sollen einfach vorher einen Stein reinwerfen, dann verschwinden die Schlangen. Dass Ina, die mit Nattern echt auf Kriegsfuss steht da als erste reinspringt, ist wahrscheinlich nur mit ihrem genetischen Wasserspringdefekt zu erklären (Sobald Ina zusammenhängende Wasserflächen von mehr als drei Quadratmetern sieht, muss sie unabhängig von der Temperatur zwanghaft hineinspringen) Ein Defekt, der sich auch auf meinen älteren Sohn vererbt hat. Pit, der jüngere hat da Glück mit den Erbanlagen und kommt in diesem Punkt eher nach mir. 

Wir kommen alle wieder glücklich und gesund aus dem Wasser (außer Bärbel – die bleibt zum Fotografieren draußen)

Nach reichlich drei Stunden kommen wir wieder aus dm Tal heraus und werden von unserem Afrikanerlein wohlbehalten zurück zur Farm gebracht. Am Talausgang gibt es noch reichlich Affen zu sehen.  

Der Rest des Tages ist Relaxing und Taschenaufräuming.

Kurz vor dem Abendessen gehen wir noch mal zu viert los … Ohne Alles, in Sandalen. Super Idee. Der riesige riesig nette Farmerhund begleitet uns auf dem Weg in die Wildness. Als es beginnt, richtig dunkel zu werden, beginnen meine drei Mitreisenden zu meutern. Wir brechen den Rundgang (Kudu-Trail) ab und der Riesenhund bringt uns im Dunklen nach Hause. Mit uns gemeinsam kommt der Farmerssohn (der, der in Aachen studiert) an, mit einem Kudu und einem Springbock – frisch geschossenes Auftragswild.

Morgen geht es dann weiter nach Sossusvlei – den berühmten Sanddünen in der Namib-Wüste.

05 OFF ROAD

Wir frühstücken 7:30 und brechen dann irgendwann nach Acht in Richtung Ababis-Farm auf. Unterwegs gibt es einige Möglichkeiten Affen zu überfahren, die wir aber auslassen ….. sind doch unsere nächsten Verwandten ….obwohl: ich hab´s ja nicht so mit Familie….

Die Ababis Farm ist sehr idyllisch. Farmer Uwe und seine Frau sowie die beiden Ridgebacks und deren 8 Wochen altes Hundebaby begrüssen uns freundlich. Uwe spricht wie Atze Schröder und kommt aus Dortmund. Sein Schwiegervater – ein begeisterter Grosswildjäger hat die Farm vor vielen Jahren gekauft, „um ab und zu mit Freunden nach Namibia auf die Jagd zu gehen“.

Das kleine Stück Land, was er dafür gekauft hat, umfasst ca. 350 Quadratkilometer …. also so ca. 18km x 20km. 1996 waren Müllers schon mal hier. Da waren aber Uwe und seine Frau noch in Dortmund.  Die haben die Farm 2001 übernommen und sind dann hier herunter gezogen.

Uwe baut eine kleine Dialeinwand und einen altertümlichen Beamer auf und beginnt eine Unterrichtsstunde. Er hat wohl früher mal beim ADAC als Fahrsicherheitstrainer gearbeitet. Nach einer sehr unterhaltsamen Stunde sind wir durch seine Powerpoint durch und steigen in unsere Toyotas – er nimmt seinen eigenen. Wir fahren ca. 8 km und dann durch ein Tor auf sein Gelände. Kurz zur Erklärung: egal wie groß die Farmen sind: sie sind fast immer komplett eingezäunt und alle Straßen die das Gebiet durchschneiden führen durch eine Gasse von Zäunen. Uwe hat also schon mal wenigstens 120 lfd. km Zaun zu verwalten. Das ist schon deswegen wichtig, weil einem Farmer ALLE Tiere – also auch die Wildtiere – auf seiner Farm gehören. Also muss das Vieh an der Flucht gehindert werden.

Selbstgebastelte_Hindernisse_1.JPG

Inside hat Uwe aus Erde und Steinen Übungshindernisse aufgebaut. An denen üben wir steile Rampen, Gräben, Schrägfahrten und was alles sonst noch so dazu gehört. Wir gurken so ungefähr anderthalb Stunden über die Hindernisse. In unserem Auto teilen sich Ina und ich die Zeit. Ina schlägt sich prächtig. Dann geht es in´s Flussbett. Uwe besitzt sozusagen 20 lfd. km Fluss – er darf ihn allerdings nicht aufstauen (Naturschutz). Meistens ist das aber ohnehin sinnlos. Im vergangenen Jahr hat der Fluss nur wenige Tage Wasser geführt.

Wir fahren also durch das ausgetrocknete Flussbett und kämpfen uns dabei abwechselnd durch tiefen Sand und schweres Geröll. Uwe flucht immer wieder in sein Funkgerät, dass sein Hillux, der einen kleineren Motor als unserer hat, eine lahme Kiste sei und wir sooooo schöne kräftige Maschinen haben. Als Höhepunkt erklettern wir mit den drei Autos das Zentralmassiv in der Mitte der Farm. Der Berg mag so um die 250 Höhenmeter bieten – sehr steiles und steiniges Gelände. Unsere Fraun ziehen hörbar Nebenluft.

 

Oben stehen wir sehr lange und unterhalten uns. Uwe erklärt uns den Grenzverlauf der Farm. Es ist vollkommen unglaublich – das Gelände könnte relativ mühelos die Münchner City aufnehmen.

Als wir dann wieder herunterfahren wollen, streiken unsere Frauen: sie möchten zu Fuß absteigen. Nur behutsame pädagogische Arbeit bringt sie wieder in die Autos.

Zurück zur Farm heizen wir noch mal durch das Flussbett.

Für die fast sechsstündige Exkursion will Uwe von uns umgerechnet insgesamt knapp hundert Euro haben. Wir geben reichlich Tip. Er freut sich und erklärt, dass er das komplette Trinkgeld der Farm dazu benutzt, die Schulgelder der sechs Kinder zu bezahlen, die seine insgesamt 12 Angestellten (6 Nama-Familien) haben.

EIN GEILER TAG. Beim Sundowner in der Büllsport Farm erklären Achim und ich den Mädels, dass wir heute sehr gern mal das gemacht haben, was unseren Frauen viel Spass macht … morgen wollen wir aber mal Dinge unternehmen, die uns Männern gefallen.

04 auf dem Weg ins Naukluftgebirge

Wir frühstücken zeitig und verlassen Windhoek in Richtung Westen. In der Gruppe hat sich eine 3/4 Mehrheit für die scheinbar einfachere Strecke gebildet und so fahren wir erst mal achtzig Kilometer Asphalt, bevor wir dann ins Gelände abbiegen.

Allerdings erweisen sich die Schotterpisten nunmehr ebenfalls als sehr gut instand gehaltene Verkehrsadern. Später erfahren wir, dass es dafür Maschinen gibt, die die Pisten wieder glatt fräsen und je nach Gegend mit Salz oder Kalk verfestigen. Diese Methode funktioniert in dieser trockenen Gegend (jährlicher Niederschlag im Schnitt unter 150mm) unglaublich gut. Die Pisten verleiten mit ihrer Breite auch ziemlich zum Rasen… Besonders berufsoptimistische sich selbst überschätzende Deutsche in Sicherheit signalisierenden off-Roader. Mit einem Wort, wir sind die Zielgruppe. Allerdings verhalten wir uns nicht zielgruppengerecht und halten uns vorwiegend an das Limit von achtzig km/h. Was da aber so an uns vorbei schleudert macht einen schon nachdenklich….

Die Fahrt führt vorwiegend durch unwirtliche Steppe, die im Moment – hier beginnt gerade der Frühling – nicht gerade auf die ersten Sonnenstrahlen (die gibt es hier selbst im Winter überreichlich), wohl aber auf den ersten Regen warten. Das kann hier aber gut noch bis Ende November dauern. Und ob die Vegetation dann wirklich aus dem Knick kommt, hängt dann massgeblich davon ab, in welchen Zeitabständen es hier regnet…. Und natürlich auch, wieviel.

Im Moment ist alles sehr staubgrau und trocken.

Solange wir auf der vielbefahrenen Asphaltstrasse waren, haben wir Viecher aller Art in rauen Mengen gesehen. Riesige Paviane, Springböcke, Oryx …. Was weiss ich. Nun, im Gelände ist alles wie ausgestorben.

Irgendwie hat das aber alles etwas therapeutisch-beruhigendes. ich bin im Moment auch gar nicht so sehr auf Action scharf, also lasse ich die Mondlandschaft an meiner Seele arbeiten …. Und als später dann Ina das Steuer übernimmt, schlafe ich ermattet von den fehlenden Eindrücken ein.

DAS IST NICHT LANGWEILIG! DAS IST SOGAR SEHR SCHÖN…. Es ist halt nur nicht aufregend .

Gegen drei Uhr nachmittags erreichen wir die Büllsport-Farm …. Bülls-Port heisst soviel wie Bullentor. Es liegt am Eingang eines Naukluft-Tales, wo früher die Bullen in das Tal getrieben wurden. Der Besitzer ist ein Deutscher, dessen Urgrossvater bereits 1894 aus Deutschland nach Namibia kam. Die Farm – ZEHNTAUSEND HEKTAR – ist seit 1948 im Familienbesitz. Sein Sohn studiert in Aachen und die Verwaltung der Übernachtungen macht (per Internet) eine Anke aus Dresden, die wohl beim MDR jobbt, Haushaltsauflösungen organisiert und eben nebenher die Buchungen von Büllsport verwaltet. Anke war wohl mal hier zum Praktikum…und unsere Gastgeber waren inzwischen schon mehrfach in Dresden.

Bevor wir dies alles und noch mehr beim Abendbrot erfahren, machen wir mit Tilo … er ist hier Vorarbeiter und Ich taxiere seinen Dialekt auf Oberbayern….. Eine Rundfahrt über die zehntausend Hektar.

Sehr sympathische Aktion – Wir schaukeln durch die Steppe, er kennt hier jeden Halm und jede Kuh mit Namen bzw. Nummer. Die Kuh 3235 sollte irgendwann heute kalben meint er …. etwas später sehen wir besagte Kuh tatsächlich etwas von der Herde abgesondert mit ihrem ganz frischen Kalb.

Die rund einhundertachtzig Rinder grasen sich durch die zehntausend Hektar und teilen sich das karge Weideland und das rare Trinkwasser mit den Wildtieren der Farm. Fast zweihundert Rinder für eine solche Fläche ist fast zuviel – der Namibische Agrarminister hat eine Richtzahl von 100 Hektar je Tier empfohlen – ob das allerdings stimmt? Tilo erzählt viel Interessantes .. wie mit den Windrädern, an denen eine Art Luftpumpenmechanismus Wasser aus 50m Tiefe zum Saufen für die Tiere fördert und anderes mehr. Er kennt jeden Vogel, jeden Strauch und weiß zu allem etwas zu erzählen. Und er hat die Ruhe weg. Gegen Ende der Fahrt stehen wir fast zwanzig Minuten still an einem Baum, der mit den riesigen Nestern der Webervögel behangen ist.

Er meint, irgendwann in der Dämmerung kämen die Vögel im Schwarm alle auf einmal zurück zu ihren Nestern und das wäre ein hübsches Spektakel. Ich denke ja, dass er mal testen wollte, wie lange denn die sensationslüsternen Touris es bewegungslos aushalten, bis sie beginnen zu maulen. Mit uns hat er Pech – wir haben mehr Geduld als er. Am Ende kommen dann doch aber einige 100 etwa sperlingsgrosse Vögel und beziehen Ihre Nester (Einfluglöcher in die Mehrfamiliennester sind von unten).

Zurück im Farmhaus gibt es gemeinsam mit dem Farmer, seiner Frau und seinem Sohn das Abendessen. Dort erfahren wir dann alles, was ich oben schon geschrieben habe. Ein interessanter Exkurs in Deutschnamibische Seelen, wobei uns das befürchtete Rassistengeschwafel vollkommen erspart bleibt. Das sind aufgeklärte, gebildete Menschen. Sehr interessant!

Wir erfahren, dass der benachbarte Farmer (40km) eine Offroadtrainingsstrecke hat und entsprechende Kurse anbietet. Da wir unser Wissen über Allradfahrerei für erweiterungsfähig halten, melden wir uns für den nächsten Tag dort an. Wir sollen „gegen neun“ dort sein und dem Hund des Nachbarn eine Medizin mitnehmen, die die Frau unseres Farmers aus Windhoek mitgebracht hat. Ich bin gespannt!

03 Wie es mit den Hummeltomaten endet – unser erster Urlaubstag

Wir nehmen uns zwei Taxis (eines vom Chef gefahren und eines von seinem Angestellten).  Der Chef, mit dem Ina und ich fahren unterhält uns nach Kräften. Wir erfahren einiges über Land und Leute. Für seine Ankömmlinge aus Europa hat er seiner Meinung nach passende Musik eingelegt ….. fürchterlicher Elektropop. Ich frage ihn, ob er solche Musik wirklich mag. Der Schwarze lacht herzlich und wechselt das Programm. Nun kommt auch Elektropop, nur klingt er jetzt nach Miriam Makeeba.

Im Hotel kommt die Stunde der Wahrheit für die Hummeltomaten. Ina öffnet die Büchse der Hummelpandora. Wir staunen.

So ähnlich machen die das wahrscheinlich auch mit den Flugmangos …. coole Geschäftsidee.

Anschließend Stadtrundgang. Ich sags mal so: wenn sich jemals ein Reisender euphorisiert über Windhoek äussern sollte, wäre das ein trefflicher Grund, mit demjenigen nie wieder in den Urlaub zu fahren. Glücklicherweise stimmen wir vier in dieser Einschätzung überein, so dass wir den Urlaub ungetrübt fortsetzen können.

Aber wir finden schnell eine neue Aufgabe. Inas Sandalen haben sich (angeblich beim Flug….) urplötzlich aufgelöst

Also durchstöbern wir die wenigen vorhandenen einschlägigen Läden mit einem Achtungserfolg und versenken die Sandalen endgültig in der Tonne

Windhoek.JPGAnschliessend verdrücke ich mich mit meiner Sommergrippe ins Hotel und versuche ausruhen, während die drei Gesunden dieses südafrikanische Coswig erkunden. Im Hotel werde ich aller Viertelstunden geweckt …. erst klingelt das Zimmertelefon … ich bin soweit weggedriftet, dass ich es bestimmt mehr als zehnmal klingeln lasse. Die Rezeption teilt mir mit, dass sich unsere Autovermietung Sorgen macht, wo wir bleiben. Ich antworte, das es doch erst Zwölf ist und wir so gegen Zwei unsere Autos ausfassen wollen. Danach schlafe ich wieder ein, bis es an der Zimmertür klopft: unsere Reiseunterlagen … besonders die Vouchers der vorgebuchten Quartier.

Ich lege mich schnell wieder hin und schlafe wieder ein. Diesmal klopft es energisch an der Tür. Die Rezeption hat die Sorgen des Autovermieters nicht zerstreuen können. Ein abgesandtes Negerlein steh vor mir – ich verschlafen in Unterhose – und fragt, ob ich nicht gleich mit in die Niederlassung von Asco Car kommen will. Ich erkläre ihm, dass dazu genau drei weitere Menschen fehlen, die sich wahrscheinlich gerade im Großstadtjungel der Namibischen Hauptstadt verirrt haben. Er versteht ungemein langsam, was sicherlich auch an meinem verschlafenen Gegrunze liegt, trollt sich dann aber doch irgendwann.

Nach einer weiteren viertel Stunde kommen dann Ina und die zwei Müllers … die Stadt war offenbar zu Ende.

Wir werden tatsächlich 14:00 Uhr (soweit hat der Autovermietafrikaner mich offenbar verstanden) ganz unverlangt und unerwartet von einem Shuttle des Autovermieters abgeholt und in die Niederlassung gebracht. Offensichtlich will man sicher gehen, dass die Kunden nicht noch auf den letzten Metern abhanden kommen. Wir übernehmen mit einer langwierigen und mehr als deutsch-gründlichen Übergabe unsere Jeeps. Aber die Company weiss, was sie tut …. die gibt es seit vielen Jahrzehnten und die haben fast 200 Jeeps. Für namibische Verhältnisse gigantisch. Klare  Empfehlung.

Abends noch im „Zentrum“ ein Pfanne Strauss/Onyx und Springbock mit Spätzle (!) . aber wirklich nicht schlecht. Anschließend synchronisiere ich noch die inneren Uhren aller Fotoapparate von Bärbel und mir, damit uns das Durcheinander von Neuseeland erspart bleibt und Achim und ich bekommen etwas von dem Tullamore Dew zugeteilt, der uns gestern im Flugzeug verwehrt wurde. Wir müssen allerdings im Gegenzug den Mädels auch was abgeben.

Morgen geht es nach Naukluft/Büllsport – meine gelehrten Kartographen wiegen aber bedenklich das Haupt und wollen die eigentlich empfohlene (und von mir erhoffte) OffRoad-Strecke noch mal überdenken  zugegeben …. es soll über drei oder vier Pässe im Kriechgang gehen…. mit etwas Umweg kommt man nämlich auch weitgehend auf Asphalt dorthin … schau mer mal ….. für irgendwas müssen doch die Jeeps auch gut sein.

02 Hummeltomaten, Alkoholmißbrauch und Scheibchenschlaf

Die Reise im ICE nach Frankfurt, wo wir nach Windhoek starten wollen verläuft weitgehend ohne Zwischenfälle. Ein ziemlich mürrischer Mitreisender fühlt sich durch unsere munter plaudernden Frauen belästigt, weil wir im Ruhebereich sind, ist aber mit Hilfe der Schaffnerin ruhigzustellen. Sie erklärt ihm, dass „Ruhebereich“ lediglich Telefonierverbot bedeutet. Ich gebe aber gern zu, dass ich uns auch nicht gerade gern als Nachbar im Großraumwagon haben möchte.

Da alles sehr pünktlich verläuft, sind wir viel zu früh in Frankfurt … aber ach! Wenn wir heute früh zwei Stunden später gefahren wären, hätten wir auch nur noch in der Wohnung herumgedämmert und nochmal alle Sachen kontrolliert.

Am CheckIn werden wir von der Gepäckwaage überrascht. Sie ist auf ca -15% geeicht. Damit werden alle Befürchtungen meiner Frau obsolet. Wir disponieren schnell noch um und packen unsere Jacken und etwas Kleinzeug in das Fluggepäck um. Als die Taschen unwiderruflich entschwinden, bemerken wir zu spät, dass wir beim Umpacken aus Versehen einen Beutel mit Tomaten in die Außentasche gesteckt haben. Nicht irgendwelche Tomaten! Hummeltomaten vom Senftenberger Markt. Dort steht jeden Sonnabend eine Frau, die behauptet, ihre Tomaten würden von eigens dafür angeschafften Hummeln bestäubt. Mag es stimmen oder auch nicht – die Tomaten sind schon außergewöhnlich lecker ….. waren!…… denn nun sind sie ganz wahrscheinlich Matsch. Ich berichte über den Ausgang der Sache.

An Bord nehmen wir zügig eine Schlafration Alkohol zu uns….. allerdings wird uns der Whisky, den wir eigens zu diesem Zweck im Duty Free erstanden haben verboten. Den Grund habe ich nicht ganz verstanden. Ein allgemeines Saufverbot kann es nicht sein – man bringt uns widerspruchslos unanständig volle Whiskygläser mit minderwertigem Bordwhisky. Vielleicht haben die schon lange darauf gelauert, das Zeug endlich mal loszuwerden, um die Entsorgungskosten zu sparen.  Jedenfalls droht man uns vollmundig: „if you open this bottle, it will be confiscated“ – also trinken wir etwas bedröppelt den fragwürdigen Bordwhisky.

Da ich seit zwei Tagen mit einer Sommergrippe laboriere, gönne ich mir zusätzlich noch einen schönen Schluck Wick MediNait, den ich aus der mitgebrachten Flasche trinken darf …. entweder weil die Bordcrew es nicht mitkriegt, oder auch weil es Medizin ist … ich werde es wohl final nicht heraus bekommen. Jedenfalls verspricht das Zeug schöne Träume….

Klappt dann aber doch nicht so recht. In erster Linie wegen Wassermangel. Wir haben vergessen, uns einen vernünftigen Wasservorrat zu kaufen und sind nun auf die Almosen der Bordcrew angewiesen.

Der Schlaf kommt nur in kleinen Scheiben. Bei mir sind die so blöd getimed, dass ich immer mal eine Stewardess sehe, die sieben Reihen vor mir Wasser verteilt und werde dann erst wieder munter, wenn sie drei Reihen hinter mir ist.

Wir landen vorfristig gegen 06:00 Uhr früh in Windhoek.

 

01 auf dem Weg…..

so, los geht´s. ENDLICH! 

….Sicher, ich brauch auch dringend Urlaub, wichtiger aber ist, dass nunmehr die Vorbereitungen endgültig abgeschlossen sind. Die letzten Tage waren schon einigermaßen anstrengend. Ich weiß nicht, wie oft Ina ihre Tasche ein- und wieder ausgepackt hat. 

Inhalt kontrolliert, noch mal überdacht, nachgewogen…… früher war das irgendwie einfacher. Da bin ich früh vor der Abfahrt einfach etwas früher aufgestanden, habe ein paar  T-Shirts in den Beutel geworfen und bin dann losgefahren. nun ja, das Alter fordert seinen Tribut …. und das liegt keineswegs nur an Ina. Auch ich brauche inzwischen mehr Vorlauf.

Ist aber auch egal: in dem Moment, wo die Wohnungstür zugeht, geht die Reise unwiderruflich los …. das ist heute so wie früher.

Im Taxi erzählt uns die nette ältere Fahrerin, wie vor elf Jahren ihre Wohnung abgebrannt ist, weil der Kühlschrank in Flammen aufgegangen ist. Das beruhigt meine Frau ungemein. Danke, liebe unbekannte Taxifahrerin!

Müllers warten schon auf dem Bahnhof, wir sind aber entgegen unserer Gewohnheiten ziemlich pünktlich.

Um den Beginn der Reise gebührend zu würdigen, hat Ina zwei Flaschen Sekt eingepackt. Das bekommt Inas Sorgenfalten wegen dem brennenden Kühlschrank ganz gut. Das Foto hat die Schaffnerin geschossen. Vorher habe ich von Ihr einen Rüffel bekommen, weil ich Inas Anweisung „wenn die Schaffnerin kommt, machen wir ein Foto“ befolgt, aber falsch verstanden habe. Ina meinte, dass die Schaffnerin uns vier fotografieren soll. Ich habe blöderweise versucht, die Schaffnerin zu fotografieren, weil ich mich in den vielen Jahren unserer Beziehung daran gewöhnt habe, bestimmte Anforderungen nicht zu hinterfragen. Das fand die Schaffnerin begreiflicherweise ungezogen. Ich konnte das Missverständnis aber aufklären.

 

ja …. und nun geht es los!